Notizen über die allgemeine Verunsicherung

Wien, Du Stadt meiner Träume

Küss die Hand die Damen,
guten Abend die Herren!
Servus die Mädels,
griaß Euch die Bubn.
Herzlich willkommen hier bei uns in Wien,
der Stadt der Musik!

Sie sehen ein Geflügel, ein Hendl,
nicht den Händel,
sondern Wolfgang Amadeus Bronner,
ein Mann, der nicht zu Brahms (?),
was so gut zu dieser Stadt passt,
die sich ja 24 Stunden im Dreivierteltakt bewegt.
Aber hier wurde nicht nur musiziert,
wird noch musiziert und getanzt,
sondern wird komponiert.

Denken Sie nur an die vielen, vielen Meisterwerke,
die ihren Siegeszug durch den Erdball
hier angetreten haben. Zu recht!
Andere wiederum sind unverdienterweise
in Vergessenheit geraten.
So zum Beispiel das großartige Moratorium
für unseren geliebten Lipizaner:

Stellt's meine Ross' in Stall,
bald kriagn's zum letzten Mal
a Sackerl Hafer und a Heu.

Nehmts mir die Peitsch'n weg,
Stellt's mir's wo in a Eck'
Damit ich's nimmer schnalzen hör'.

Jawohl, meine Herrschaften!
Wien und die Fiaker! Des gehört genauso
zusammen wia a Melange und a Sachertort'n
oder die Wiener Philharmoniker
und das Neujahrskonzert.

Neujahr ham wir zwar gerade nicht,
aber wir können Ihnen einen
kleinen Vorgeschmack bieten
auf das Neujahrskonzert.
Und natürlich haben wir zu diesem Zwecke
einen Star-Dirigenten eingeflogen.
Einen wirklich berühmten Mann.
Es ist der Musikrat Kommerzienrat,
Hofrat, Professor Dr. Dr. Daktylus-Daktylili.
Und ich glaub, da kommt er schon.

[Dirigiert zu „Kleine Nachtmusik“]

Ja, meine sehr verehrten Damen und Herren,
internationale Musikstars kommen
natürlich gern in unsere Musikstadt,
speziell an die Wiener Staatsoper,
wenn's wieder frische Subventionen gibt.
Und auch wir haben heute weder Mühen
noch Steuergelder gespart,
um Ihnen den Star-Tenor präsentieren zu dürfen,
auf den Sie alle warten.
Wir begrüßen mit Hochachtung und Frenetel
unseren blasierten Flamingo! Applaus!

Wien, Wien nur Du allein,
Du sollst die Stadt meiner Gagen sein.
Gerne komm' ich immer wieder,
nirgendwo gibt's so viel Flieder!
Wien, Wien, nur Du allein,
lade mich bald wieder ein!

Bravo! Bravo Majestro!
Danke, Küss die Hand, Bussi,
mein Gott na, Gschamster Diener.
Bravo! Mein Gott, er muss ja schon wieder weg,
nach New York, an die Met,
auch dort wartet ein Scheck auf ihn.

Aber jetzt, meine sehr verehrten
Damen und Herren. Was wäre unsere Stadt
ohne das Aushängeschild Nummer 1,
unsere Wiener Sängerknaben.
Ja, und auch sie haben wir heute zu Gast.
Burscherl'n kommt's raus, na draut's Euch,
ja sind sie nicht lieb,
vorpupertäre Bengel, sowas herziges.
Lass Dich knuddeln, Du Wutzi, Du!

Na sowas, also wenn i mas so anschau,
dann wunderts mich überhaupt nicht mehr,
dass sogar unser Kardinal Groer
extra für sie den Duschkabinen-Marsch komponiert hat.
A Stück für Blasorchester und Trillerpfeiferl.
Ich hab sogar gehört,
er soll sie nach seiner Pensionierung
sogar als Abfindung bekommen.

Nun aber Bühne frei und viel Vergnügen
mit den Wiener Sängerknaben!

Bemerkungen

Eik Breit singt zu Beginn eine Passage aus dem Refrain des Wienerlieds „Stellt's meine Ross' in Stall“ (Text: Karl Savara, Musik: Ferry Wunsch). „Melange“ = Wiener Kaffeespezialität, die aus Kaffee, Milch und aufgeschäumte Milch im Verhältnis eins zu eins besteht. „Daktylus“ = Versmaß und/oder Versfuß. Klaus Eberhartinger dirigiert zur Serenade „Eine kleine Nachtmusik“ von Wolfgang Amadeus Mozart.

„Wien, Du Stadt der Träume“ ist ein berühmtes Wienerlied von Rudolf Sieczyński aus dem Jahr 1912. Es wurde bereits im Jahr 1981 von der EAV auf dem Album „Café Passé“ als Outro verwendet.

„Met“ = „Metropolitan Opera“ (New Your City Opera). Der „Duschkabinen-Marsch“ ist eine Anspielung auf die Vorwürfe, die ein Teilnehmer eines Knabenseminars 1995 gegen den österreichischen Kardinal Groer erhob. Groer soll diesen jungen Mann sexuell missbraucht haben. Der Fall ist bis heute nicht geklärt. Näheres zu Kardinal Groer in den Zusatzinfos zu „Tu Felix Austria“.

Liedteile und Zitate

Dieses Lied enthält Zitate oder Textstellen der folgenden Lieder:

Tour-Programme

Diese Produktion wurde im Rahmen folgender Tour-Programme live gespielt:

Varianten

Folgende Varianten dieses Liedes existieren: