Notizen über die allgemeine Verunsicherung

2008 war jetzt vorbei

Yes, we can! Bob, der Baumeister wurde zum 44. Präsident der USA gewählt! Optimismus allerseits! Nur die Wirtschafts-Heppos, die plötzlich so skeptischen Abrissbirnen der Weltwirtschaft, meinen was anderes für das Jahr 2009 prognostizieren zu müssen, nachdem sie noch im Sommer 2007 an der Subprimekrise kräftig mitbauten. Bereits im Jahr 1991 zitierte André Kostolany einen Analysten einer heute von der Krise geschüttelten Investmentbank mit den wohlfeilen Worten: „Es kann sein, daß die Börse im Begriff ist, einen zyklischen Gipfel zu bilden, um dann auf eine Talfahrt zu gehen. Es kann aber auch sein, daß sich die Aufwärtsbewegung fortsetzt und auf ein unerwartet hohes Niveau führt.“ (A. Kostolany: „Kostolanys Börsenpsychologie“, 1991). Und wenn der Hahn kräht auf dem Mist, ändert sich 's Wetter oder 's bleibt, wie es ist. Auf dem Misthaufen der historischen Irrtümer wird hoffentlich bald die Vorratsdatenspeicherung landen, die sich dank Don Schäublerone und seinem Consiliere für Scheinopposition Wiefelspütz Anfang des Jahres über uns erbrach. Er will alles von uns wissen, der Informationskontrollist: Mit wem telefoniere ich? Welche Seiten aus dem Internetz lasse ich mir ausdrucken? Welche Konzerte von dieser hochkonspirativen Terrorgruppe „Erste Allgemeine Verunsicherung“ besuche ich? Diese musikalischen Fanatiker aus der Steiermark, die der reinen Lehre der totalen Welt-Verunsicherung nahe stehen, starteten im Februar ihre neue „Amore XL“-Tour mit vielen alten bekannten, aber auch erstaunlich vielen neuen Songs. Schau! Schau! Schau! Schau, der Eberhartinger ist jetzt auch Buchautor. Beziehungsweise er erzählte alles, was ihm über sein Leben einfiel zwei Journalisten und die schrieben das dann auf. Wen's interessiert. Mich schon. Klaus Eberhartinger als Passiv-Buchautor. Passiv-Rauchern wurde in Bayern saubere Luft durch das Nichtrauchergesetz versprochen, doch das gefiel denen auch wieder nicht. Plötzlich waren alle Cafés und Bars stickige Raucherclubs. Dann gab's einen großen Knall und der Transrapid, der Beckstein und der Huber lösten sich in Rauch auf. Und was war der Grund? Nicht etwa die „schöne Landrätin“ (nur echt mit dem Attribut „schöne“). Denn dass Schönheit auch eine Bürde ist, weiß Klaus Eberhartinger seit seiner Rolle als schöner Sigismund im Singspiel „Im weißen Rössl“ bestens. Nein, Schuld war die Pauli nicht. Schuld war die „tageszeitung“, die nun mit ihrer Abo-Aktion „Für jedes angefangene Prozent, das die CSU bei der Landtagswahl 2008 unter 50% der Stimmen bleibt, lesen Sie die taz einen Monat gratis“ noch ärmer ist als sonst. Und natürlich das Rauchverbot! Zum Beispiel die Freisinger Wähler haben genau deshalb der CSU nur 22 Prozent gegeben! Von 22 Prozent kann die Bundes-SPD hingegen nur träumen, deshalb holte sie den Müntezombie aus dem Land der tausend Berge zurück. Selbiger hatte Lust auf Brains und genehmigte sich einen Beck-Burger XXL. Gusto auf Extragroßes hatte auch SonyBMG und brachte das EAV-Studioalbum „Amore XL“ in einer erweiterten und modifizierten Edition unter dem Namen „Amore XXL“ heraus. Die Mixtur gefiel dem Autor dieser schalen Zeilen zwar nicht so gut, aber er wusste sich zu helfen. Hilfreiche Ratschläge von allen Seiten gab's für Ypsilanti in Hessen genug, doch für wen waren die Ratschläge hilfreich? Zuviele Köche verderben den Brei, aber zuviel Hilfe verdirbt nicht den Koch, welcher trotz brutalstmöglicher Aufklärung des Wähler nun doch wieder große Chancen auf ein Comeback hat. Dabei könnten Ypsilanti genauso wie die bayerische Staatspartei von Irland lernen: Wenn das Wahlergebnis nicht passt, nicht nach inhaltlichen Gründen suchen oder gar ungeschicktes und unpopuläres Politikgeschacher dafür verantwortlich machen! Einfach solange wählen lassen, bis der Wähler mürbe ist und zustimmt. Dies ist die fundamentale Säule unserer Mürbokratie. Und dabei hatten die Wähler noch die Hoffnung, dass die Welt in einem vom LHC verursachten großen schwarzen Loch endgültig untergehen würde. Soweit kam es leider nicht. Die Welt steht noch und diskutiert nun im neuen EAV-Fan-Forum über den nächsten kalkulierten Weltuntergang. Wenn nicht zwischendrin wieder mal Neuigkeiten von der EAV kommen, so wie die überraschende Meldung von der Sowas-wie-eine-Single „Mei herrlich“. Was bleibt vom Jahr 2008? Kreativität in der Heraldik wird nur selten gewürdigt, schon gar nicht bei den Tagesthemen. Und Stollen-Diebstahl muss mit aller Härte des Gesetzes bekämpft werden. Denn wenn windigen Kanälen meine persönlichen Daten nicht gerade versehentlich zufließen, dann sorgen wenigstens die Unternehmen mit Akribie dafür, dass der Datenhandel nicht versiegt. They say: I've got nothing to hide. Na dann, prosit Neujahr!

Autor: Alexander Mayer

Letzte Änderung: 31.12.2008