Notizen über die allgemeine Verunsicherung

Sandlerkönig Eberhard

Jaja, die Liebe.
Auf der einen Seite
ist sie ja wirklich eine Himmelsmacht,
die das Hirn zum Pimmel macht.
Aber auf der anderen Seite
ist sie eine Ausgeburt der Hölle!
Und hat schon so manches gestandene Walross
in einen lebensmüden Lemming verwandelt.
Und aus selbigen Anlass und Grunde
senken auch wir nun unsere Flagge
und unser Gemüt auf Halbmast.
Denn es folget nun die Moritat enttäuschter Liebe.
Die Geschichte eines Gestrandeten,
der Schiffbruch erlitten hat im Meere der Sehnsucht.
Tränen der Rührung...

- Der Eberhard nach Hause geht
nach Überstunden, es ist spät.
Müde ist er und halb tot,
als Stärkung dient ein Jausenbrot.
Da! Plötzlich: Es erwachen neue Triebe!
Eberhardens erste Liebe!

- Hallo, hallo, hier bin ich!
Ja, hast Du Kummer?
Ich kann Dir helfen!
Wer ich bin?
Der Dämon Alkohol!
Trink mich! Trink mich!
- Na gut!

- Doch der Kummer war zu groß!
Der Alkohol lässt ihn nicht los.
Besiegt vom Dämon Alkohol,
säuft Eberhard sich täglich voll.
Und nach fünf Wochen,
ei der daus,
sieht er leicht verändert aus.

Ein wahrer Musterknabe war der Eberhard
nach Schwiegermutterart.
Im Kirchenchor und als Student stieg er steil empor,
bis er sein Herz verlor!
Ihr Name, der war Julia, sie brach ihm das Herz.
Doch als sie ihn dann verließ, warf er sein junges Leben abgrundwärts!

Schon bald sah man den Eberhard,
das Auge rot, die Leber hart,
immer tiefer in die Gosse sinken.
Sein Äußeres war dubios,
arbeits- und auch obdachlos
war er und fing schon langsam an zu stinken.

Doch ganz egal, wie tief er fiel,
der Eberhard verfiel mit Stil,
er war ein Sandler ganz besond'rer Art.
Der einzige vom Südbahnhof,
der statt Fusel Glühwein soff,
das war der Sandlerkönig Eberhard!

Legt er im Park sich nachts zur Ruh,
deckt er sich mit dem „SPIEGEL“ zu,
und traurig denkt er an die Zeit zurück.
Er schaut sich des Foto an,
des er kaum noch halten kann.
Die Julia, die war sein ganzes Glück!

Er war der Sandlerkönig, er war wie der Wein,
ein Vagabondo del amor so echt und rein.
Er war der Sandlerkönig, er war wie der Wein,
doch wie bei Romeo und Julia - es hod net soll'n sein!

Der Sandlerkönig Eberhard
macht vor dem Tresen an Spagat,
da sieht er plötzlich eine Sandlerin.
Obwohl sie nicht nach Flieder riecht,
der Eberhard gleich niederbricht.
Es zieht ihn einfach magisch zu ihr hin!

Er sagt zur ihr: „Pardon, Madam,
könnt i a Zigarett'n ham?“
und er schenkt ihr einen tiefen Blick.
Auf einmal schreit er: „Jessas na!
Meiner Seel' - die Julia!“
Es ist die Liebe auf den letzten Tschick!

Er war der Sandlerkönig, er war wie der Wein,
ein Vagabondo del amor so echt und rein.
Er war der Sandlerkönig, er war wie der Wein,
doch wie bei Romeo und Julia - es hod net soll'n sein!

Die beiden soffen Hand in Hand
im Glücksrausch alles durcheinand:
Fusel, Spiritus und Methanol.
Doch die Feier währt' nur kurz,
die Juli kriegt an Lebersturz,
rülpst und sagt dem Dasein „Lebe wohl“!

Der Eberhard rief: „Liebste Mein!
Bist Du nicht, will auch ich nicht sein!“
und nimmt den Todessaft aus ihrer Hand.
Weil ihm im Leben nichts mehr bleibt,
hat er sich mit dem Rest entleibt.
Wos was i, vielleicht san's jetzt beinand?

Er war der Sandlerkönig, er war wie der Wein,
ein Vagabondo del amor so echt und rein.
Er war der Sandlerkönig, er war wie der Wein,
doch wie bei Romeo und Julia - es hod net soll'n sein!

Credits

Text: Thomas Spitzer
Musik: EAV
Sänger: Klaus Eberhartinger, Eik Breit
Produzent: EAV

Siehe auch

Hintergrundinformationen der Publikation: „Echte Helden“

Grundlage

Dieses Lied ist eine Variante von „Sandlerkönig Eberhard“, erschienen auf „Liebe, Tod und Teufel“ (anderer Text und andere Produktion).

Publikationen

Diese Produktion ist auf folgenden Publikationen erschienen: