Notizen über die allgemeine Verunsicherung

100 Jahre EAV...Ihr habt es so gewollt!

100 Jahre EAV...Ihr habt es so gewollt!

Auszeichnungen: AT 1x Platin, DE 1x Platin

2CD: 2005 EU (Ariola/SonyBMG 68713 2) (VÖ: 06.06.2005)

2CD: 2005 EU (SonyBMG/Ariola, Cover Schwarz-weiß-Druck, weiße, einfach bedruckte Labels) [Promo]

CD 1

  1. Alles Gute EAV
  2. Popstar
  3. Samurai
  4. Küss die Hand, schöne Frau [Single]
  5. Coconut Island [Single]
  6. Johnny 1 - Fahrscheine
  7. Ba-Ba-Banküberfall [Single]
  8. An der Copacabana [Single]
  9. Johnny 4 - Feuer
  10. Küss' die Hand Herr Kerkermeister
  11. Märchenprinz [Single]
  12. Ding Dong
  13. Der Kritiker
  14. Drei weiße Tauben
  15. Sandlerkönig Eberhard
  16. Fata Morgana
  17. 3 ausgeflippte Pinguine
  18. Ufo

CD 2

  1. 100 Jahre EAV - weiter so!
  2. God Bless America [Single]
  3. Einmal möchte ich ein Böser sein
  4. 3 zersiebte Pinguine
  5. Burli
  6. Johnny 2
  7. Heiße Nächte in Palermo
  8. Der Tod
  9. Der Gourmet
  10. Der Wein von Mykonos
  11. 300 PS (...Auto)
  12. Die Zeit
  13. Moses & das Rote Meer
  14. s'Muaterl
  15. Neandertal [I]
  16. Erlkönig
  17. Leckt's mi...
  18. Morgen

100 Jahre EAV...Ihr habt es so gewollt! (2nd Edition)

2CD: 2006 EU (Ariola/SonyBMG ) (VÖ: 29.09.2006)

2CD: 2007 EU (SonyBMG/Ariola 88697 148842, im Pappschuber)

CD 1

  1. Alles Gute EAV
  2. Popstar
  3. Samurai
  4. Küss die Hand, schöne Frau [Single]
  5. Coconut Island [Single]
  6. Johnny 1 - Fahrscheine
  7. Ba-Ba-Banküberfall [Single]
  8. An der Copacabana [Single]
  9. Johnny 4 Feuer
  10. Küss' die Hand Herr Kerkermeister
  11. Märchenprinz [Single]
  12. Ding Dong
  13. Der Kritiker
  14. Drei weiße Tauben
  15. Sandlerkönig Eberhard
  16. Fata Morgana
  17. 3 ausgeflippte Pinguine
  18. Ufo

CD 2

  1. Wo ist der Kaiser? (live)
  2. 100 Jahre EAV (live)
  3. Radio-Medley (live)
  4. Geld oder Leben (live)
  5. 100 Jahre EAV - weiter so!
  6. God Bless America [Single]
  7. Einmal möchte ich ein Böser sein
  8. 3 zersiebte Pinguine
  9. Burli
  10. Johnny 2 - Zuckerwatte
  11. Heiße Nächte in Palermo
  12. Der Tod
  13. Der Gourmet
  14. Der Wein von Mykonos
  15. 300 PS (...Auto)
  16. Die Zeit
  17. Moses & das Rote Meer
  18. s'Muaterl
  19. Neandertal
  20. Erlkönig
  21. Leckt's mi...
  22. Morgen
  23. Banküberfall (Mission: Impossible)
  24. Banküberfall (Reggaeton)

100 Jahre EAV...Ihr habt es so gewollt! (Palermo Edition)

CD: 2007 EU (SonyBMG/Ariola 82697 12217 2) (VÖ: 16.07.2007)

  1. 100 Jahre EAV - weiter so!
  2. God Bless America [Single]
  3. Küss die Hand, schöne Frau [Single]
  4. Johnny 1 - Fahrscheine
  5. Ba-Ba-Banküberfall [Single]
  6. Ding Dong
  7. Der Kritiker
  8. Samurai
  9. Der Wein von Mykonos
  10. Ufo
  11. 3 zersiebte Pinguine
  12. 300 PS (...Auto)
  13. An der Copacabana [Single]
  14. Moses & das Rote Meer
  15. Märchenprinz [Single]
  16. Coconut Island [Single]
  17. Johnny 2 - Zuckerwatte
  18. Heiße Nächte in Palermo
  19. Alles Gute EAV

Single-Auskopplungen und Videos [Übersicht]

Bemerkungen

Die Trackliste der „Palermo Edition“ ist im Jahr 2011 mit Erweiterung um zwei neue Lieder als Best-of-Album „“ erschienen.

Dieses „Best of“ mit Neuaufnahmen von Hits und Klassikern bei der neuen Plattenfirma Sony (Label: Ariola) kann durchaus als Comeback-Album bezeichnet werden. Es bildete den Grundstein für das Spätwerk der EAV und wurde nach Erscheinen sensationell mit „Gold“ in Deutschland ausgezeichnet. Das Album ist seitdem immer wieder in die Charts eingestiegen in den nächsten Jahren und wurde auf dem Abschiedskonzert der „1000 Jahre EAV“-Tour in Wien am 14.09.2019 sogar auf „Platin“ in Deutschland aufgestockt.

Rezension

Muss es denn schon wieder ein Best-of sein? Es sei kein Best-of, sondern ein „Jubiläumsalbum“ zum 25ten + X kontert die EAV. Müssen denn unbedingt die alten Lieder neu aufgenommen werden? Ja, sie müssen, da die Rechte der Orignalaufnahmen bei der alten Plattenfirma EMI liegen. Aber warum kein neues Album? Die EAV will es nochmal wissen, meint die EAV. Sie möchten wieder an alte Erfolge anknüpfen. Und das ginge nur mit einem Album mit aufbereiteten alten Hits, sagt SonyBMG. Das machen ja jetzt alle. Damit hätten wir gleich mal das „Best of der negativen Kritiken“ angesprochen und können zum eigentlichen Thema kommen: dem Album.

Beschäftigt man sich nämlich tatsächlich mit dem Album, so wird man erstmal feststellen, dass das Versprechen, möglichst nahe am Original zu bleiben, eingelöst wurde. Besonders die Produktionen von Peter Ries sind verblüffend. Ohne feinakustisch geschultes Fan-Ohr wird vielen erstmal gar keine Änderung auffallen. Die Lieder klingen nur irgendwie aktuell und nicht verstaubt. Ein Lob an die handwerkliche Fertigkeiten von Peter Ries, dem Frankfurter mit verinnerlichtem EAV-Humor. Nur selten poltert der hessische Modernisierungzug am Ziel vorbei. Beispielweise hätte es Samurai gut getan, wenn sich die neue Version stärker vom Orignal entfernt hätte. Der Dancebeat ist zwar passend, aber wenig originell. Auch bei God Bless America strich der vieltitulierte Star-Produzent nur den bereits vorhandenen Beat stärker heraus. Doch leider ist genau dieser Rhythmus der Schwachpunkt dieses Lieds.

Andererseits widerlegt Peter Ries auch die gerne verwendete These, dass die Orginale nicht besser werden können. Seine druckvolle Version von „Küss die Hand, Herr Kerkermeister“ übertrumpft das wenig prägnant produzierte Geld-oder-Leben-Orignal und glänzt mit Kreativität: Das atmosphärische Outro ist unorthodox für die EAV, aber grandios. Auch sein an die Coverversion von Limbic angelehntes „Fata Morgana“ macht Laune und klingt nicht nur modern, sondern fast schon (wieder) hitverdächtig.

Von Peter Ries wurden auch die neuen Lieder auf dem Album produziert. Beim besten dieser drei, „Popstar“, beteiligte er sich sogar an der Komposition. Auch wenn das Thema Casting-Shows in der Öffentlichkeit durch ist, wäre „Popstar“ als Single-Auskopplung mehr als geeignet. „Das klingt frisch“, würde ein uninspirierter Plattenfirma-Scout sagen, aber diesmal hätte er recht. Während bei „Popstar“ vor allem das Thema sehr gut auf den Punkt getroffen wurde („Sei angepasst/dann kannst Du was/hab keinen eignen Stil“), ist die Reimkunst eher durchschnittlich. Ganz anders jedoch bei „Coconut Island“, ein EAV-Kleinod über den Traum eines jeden Durchschnitts-Menschen: Alles stehen und liegen lassen und auf eine Trauminsel fliehen („Vorbei die Schinderei für and're bis aufs Blut/bis am Grabstein steht, dass hier ein Trottel ruht“). Natürlich erklärt uns die EAV nicht, wie schön es da ist, sondern warum die Trauminseln dieser unserer Erde nicht überfüllt mit Spießbürgern sind. Ein herrlich krudes Lied ist der Drogensong „Ufo“. Einerseits geht es um den besonders unverantwortlichen Drogenmissbrauch, andererseits wird auch die Frage in den Raum gestellt, warum die einen Drogen verboten und die anderen legal und gesellschaftlich anerkannt sind („Du kannst im Weinfass schnorcheln - sauf dich blöd, das ist legal/ doch mit Gras und grünen Morcheln landest du im Kriminal“).

Da zwei CDs gefüllt werden müssen und die Zeit knapp wurde, durften mit Kurt Keinrath und David Bronner auch zwei altgediente EAV-Produzenten Liedgut beisteuern. Kurt Keinrath's schwierigste Aufgabe war sicherlich die neue Version von „s'Muaterl“, welche durchaus zum Meisterstück geriet. Während die Orignal-Version - wie damals üblich - Streicher einsetzte, ist die neue Version deutlich konzentrierter und ohne Effekthascherei. Die neue Textstelle tut ihr übriges zum gelungenen Gesamtbild. Leider gilt dasselbe umgekehrt für „Der Tod“. Hier wäre bei der neuen Version weniger mehr gewesen, der Klangteppich ist einfach zu viel.

Keinrath's „Neandertal“ entfernt sich zu sehr vom Original, der ursprünglich archaische Sound ist leider vollends weg. Trotzdem ist diese Version schon allein wegen der Textaktualisierungen zu empfehlen. Auch vom subversiv simplen Da-Da-Da-Sound von „Burli“ ist in der 100-Jahre-Version nicht mehr viel übrig geblieben. Allerdings meint man fast, den Atomen beim Spalten zuhören zu können. Gelungen. Auch „Der Wein von Mykonos“ und „Heiße Nächte in Palermo“ sind gut geworden, wäre bei letzterem nicht der albern übertriebene Gesang von Klaus.

Der dritte im Bunde der Produzenten, David Bronner, durfte vor allem seine Nie-wieder-Kunst-Aufnahmen neu interpretieren, zeigte aber überraschenderweise gerade bei „Morgen“, dass er nicht nur verschnörkelt, sondern auch sehr reduziert mit Klavier und Violine produzieren kann. Eigentlich wunderbar schön, leider singt Klaus das Lied uninspiriert und zu temporeich. Größer könnte der Kontrast nicht sein: Bei „Einmal möchte ich ein Böser sein“ tobte sich Bronner so richtig aus und lieferte eine unverschämt kraftvolle Produktion ab. Übrigens bleibt es immer noch ein Rätsel, warum es das charmante, aber unauffällige „Die Zeit“ auf das Jubiläumsalbum schaffte. Wahrscheinlich suchte man etwas, was zum Stil des Albums passt und leicht neu zu produzieren ist.

Die Frage, ob dieses Album unbedingt notwendig war, ist durchaus berechtigt. Aber es gab wohl keine andere Wahl: Ganz klar stecken wirtschaftliche Gründe dahinter. Aber das muss ja nicht heißen, dass dabei etwas Schlechtes rauskommt. Tatsächlich macht es Spaß, die renovierten Lieder mit dem erwachseneren Gesang von Klaus Eberhartinger zu hören. Dass dabei nicht alles herausragend gut geworden ist, ist ja nur verständlich. Ja, es ist sogar beruhigend, dass auch ein so genannter Star-Produzent aktueller Stunde es nicht immer besser machen konnte. Trotzdem ist dieses Album wie jede Geburtstagsfeier. Man feiert ausgelassen und freut sich des Tages. Aber irgendwie schwingt immer Wehmut mit, weil man ja nicht jünger, sondern älter wird. Und da ist es doch eine erhellende Erkenntnis, dass die EAV zwar älter wird, nicht aber ihre Lieder. Sie wirken immer noch, sei es in der alten oder in der neuen Version.

Das Album in der Gesamtheit ist nicht unbedingt orignell, da es sich stark an den Originalen orientierte, aber dafür ein audiophiler Hörgenuss. Die neuen Version überzeugen vor allem klanglich. Fans dürfen sich auf die Suche nach Unterschieden zu den Orignalen begeben und Neueinsteiger werden sich wundern, wie modern die EAV immer noch klingt. Und die neuen Lieder machen Hoffnung auf ein neues Album ... Ach ja, und dass ich es nicht vergesse: „3 weisse Tauben“ ist auch auf dem Album.