Notizen über die allgemeine Verunsicherung

Panga Panga

Mama Ndulia Ina Lia,
Kwanini Kuatesa Wanawake!
Mama Ndulia Ina Lia,
Kwanini Kuatesa Wanawake!

Am schwarzen Kontinent,
auf den die Sonne brennt,
vertrocknet manche Frau,
sie weiß nicht genau!

Der Sitz ihrer Lust,
er ist ihr nicht bewußt
im schwarzen Mutterland,
kommt gibt mir Deine Hand!

Ametahiriwa Mama!

Unrein ist das Weib,
zwinge ihren Leib,
mach sie Dir Untertan,
leg' den Keuschheitsgürtel an!

Brauchst Du sie im Bett,
entferne ihr Kosett.
Du musst sie knicken, zerdrücken,
sie soll nur Dich allein beglücken!

Take your Panga, Panga, Panga!
Take your Panga, Panga, now!
Take your Panga, Panga, Panga,
beschneide Deine Frau!

Take your Panga, Panga, Panga!
Take your Panga, Panga, now!
Take your Panga, Panga, Panga,
beschneide Deine Frau!

Mama Ndulia Ina Lia,
Kwanini Kuatesa Wanawake!
Mama Ndulia Ina Lia,
Kwanini Kuatesa Wanawake!

Ametahiri Mama,
fege Deinen Kral,
sei stolz auf Deine Wunden,
es naht Dein Prinzgemahl!

Der Häuptling trägt die Federn,
die Frau trägt aus den Fratz,
so hat auf uns'rer Erde jeder
seinen rechten Platz!

Jeder Anfang ist zwar weiblich,
nimm's nicht so genau,
schöner als der Löwenmann
ist nur das Rad vom Pfau!

Mach Dir neben der Erde
auch die Frauen Untertan,
laut Bibellüge ist und bleibt
der liebe Gott ein Mann,
der liebe Gott ein Mann!

Take your Panga, Panga, Panga!
Take your Panga, Panga, now!
Take your Panga, Panga, Panga,
beschneide Deine Frau!

Take your Panga, Panga, Panga!
Take your Panga, Panga, now!
Take your Panga, Panga, Panga,
beschneide Deine Frau!

Mama Ndulia Ina Lia,
Kwanini Kuatesa Wanawake!
Mama Ndulia Ina Lia,
Kwanini Kuatesa Wanawake!

Der Hohn der Tradition
sitzt wie ein König auf dem Thron.
Doch auch Miss Konfuzius
lebt auf ziemlich engen Fuß.

Nicht nur im Reich der Mitte
ist die Frau die Dritte.
Auch bei uns wird noch kastriert,
nur das manche es nicht spürt,
wenn ihre Würde sie verliert!

Take your Panga, Panga, Panga!
Take your Panga, Panga, now!
Take your Panga, Panga, Panga,
beschneide Deine Frau!

Take your Panga, Panga, Panga!
Take your Panga, Panga, now!
Take your Panga, Panga, Panga,
beschneide Deine Frau!

Credits

Text: Thomas Spitzer
Musik: Thomas Spitzer
Sänger: Klaus Eberhartinger
Produzent: Kurt Keinrath, Thomas Spitzer

Bemerkungen

Dieses Lied thematisiert die weibliche Genitalbeschneidung, wie sie in einigen afrikanischen Länder rund um die Sahelzone, aber auch in Europa und Amerika betrieben wird. Dabei werden jungen Mädchen (das Alter reicht vom Säuglingsalter bis zur Jugend, je nach Tradition) teilweise oder gar vollständig die weiblichen äußeren Genitalen entfernt — in der Regel ohne Betäubung, ausreichende hygienische Bedingungen und ärztliche Fachkenntnis. Die Folge sind nicht selten schwere Entzündungen, deren Heilung Wochen dauern und die auch tödlich sein können. Sexuelle Lust können diese Mädchen in der Regel nicht mehr verspüren („Der Sitz ihrer Lust, / er ist ihr nicht bewußt“). Diese grausame Prozedur wird häufig von älteren Frauen vorgenommen und stellt für diese eine einträgliche Verdienstmöglichkeit dar. Bei einigen Formen der Genitalverstümmelung wird sogar die weibliche Scheide zugenäht. Der Mann schneidet seine Frau in der Hochzeitsnacht dann buchstäblich auf („Brauchst Du sie im Bett, / entferne ihr Kosett.“).

Bei dieser beschönigend „Beschneidung“ genannten Verstümmelung handelt es sich um eine über tausend Jahre alte Tradition. Die Gründe, warum diese Prozedur auch heute noch praktiziert wird, sind vielfältig und haben unterschiedliche Schwerpunkte: Vor allem in der heutigen Zeit wird vor allem die Tradition, der man sich nicht verschließen kann, als Argument vorgebracht („Der Hohn der Tradition / sitzt wie ein König auf dem Thron.“). Der gesellschaftliche Druck führt dazu, dass nicht-beschnittene Mädchen schlechtere Chancen haben, einen Mann zu finden. Eine Familie ist in den ärmeren Regionen Afrikas äußerst wichtig für das Überleben und die eigene Versorgung. Da der Verzicht auf Beschneidung die Existenz einer Frau bedroht, pochen oftmals gerade Mütter darauf, ihre Töchter beschneiden zu lassen.

Frauen haben (bzw. hatten) in vielen der betroffenen Gesellschaften einen untergeordneten sozialen Status („Der Häuptling trägt die Federn, / die Frau trägt aus den Fratz, / so hat auf uns'rer Erde / jeder seinen rechten Platz!“). Frauen sollen als Ehefrau und Mutter ihre Arbeit verrichten und dem Mann dienen. Dazu kommt der Aberglaube, dass Frauen durch das Reiben der Klitoris an der Kleidung eine ständige Erregung verspüren („Unrein ist das Weib, / zwinge ihren Leib“). Die Frau gilt gewissermaßen als von Natur aus nymphoman. Damit sich das weibliche Geschlecht nur auf ihre zugedachte soziale Rolle beschränkt, wird ihr die Möglichkeit, sexuelle Lust zu erfahren, mit der Genitalverstümmelung genommen. Die Frau kann so besser sexuell kontrolliert werden. Eine unbeschnittene Frau gilt als Gefahr für den Familienfrieden, sie könnte ja schließlich ihre sexuelle Lust auch bei einem anderen Mann stillen oder die Fürsorge für die Familie in den Hintergrund stellen.

Gerade bei der Anatomie der weiblichen Geschlechtsorgane geben sich Aberglaube und Unwissen die Hand. Dazu gesellen sich religiös begründete Motive. Manche Muslime berufen sich auf den Koran bezüglich weiblicher Genitalverstümmelung. Diese Auslegung ist aber unter Muslimen umstritten, hochrangige Religionsvertreter bestreiten immer wieder die Gültigkeit einer solchen Auslegung des Koran („Bibellüge“).

Umfangreiche weitergehende Informationen kann man in einer sehr zu empfehlenden Studie des Vereins „TERRE DES FEMMES e.V. - Menschenrechte für die Frau“ nachlesen.

„Panga“ = „Messer“. „Kral“ = „Runddorf afrikanischer Stämme“ (auch: „Haus“). „Doch auch Miss Konfuzius / lebt auf ziemlich engen Fuß“ spielt auf die Tradition der weiblichen Fußverstümmelung, die vor allem in China üblich war, an. Damals wurden die Füße junger Mädchen mit Tüchern so straff zugeschnürt, dass die Füße nicht mehr wachsen konnten und sie so dem damaligen Schönheitsideal der kleinen Frauenfüße entsprachen.

Publikationen

Diese Produktion ist auf folgenden Publikationen erschienen: