Notizen über die allgemeine Verunsicherung

2009 war jetzt vorbei

Traumtänzer, demokratische! Nicht nur am Hindukusch reibte man sich die Augen und Karzai die Hände, als das Wahlergebnis feststand: Er wurde wiedergewählt! Roland Koch, der Schwarze-Socken-Träger, der brutalstmögliche Verfechter der auf einem Auge blinden Pressefreiheit, der treusorgende Hüter der Verfassung bleibt Ministerpräsident. Hessen wird keine Vorzeige-Demokratie westlicher Prägung werden, so viel ist sich der frischgebackene Bundesminister für kriegsähnliche Zustände mit sich selbst einig. Und aus Afghanistan muss die Bundeswehr raus, denn auch Oberst Sanftleben muss gestehen: „Die Bevölkerung steht unseren Einsätzen auch deshalb distanziert gegenüber, weil die Reproduktionsquote der Bevölkerung zu niedrig ist. Wir haben einen Engpass beim Nachschub von Humanmaterial bei der Truppe. Jede Familie hat einen halben Sohn. Wer gibt schon seinen halben Sohn her?“ Schwierige Zeiten kommen auf ihn zu, den DJ KayTee from and until Goodmountain (auch Nicht-der-Wilhelm genannt). Er wurde von Seehofer als Ersatz für den Erklärbär eingesetzt. Der von der CSU gewählte bayerische Ministerpräsident suchte nach einem personifizierten teilwirtschaftlichen Fundament für das nicht nur in der Finanzkrise so machtlose wie nutzlose Wirtschaftsministerium. Nur die Besten der Besten, Sir! Das sagte sich auch die EAV und ging mit einer „Best-of-Show“ auf Tour durch die Festivals des deutschsprachigen Europas. Unsere alten Helden gehören noch lange nicht zum alten Eisen. Von Abwracken kann gar keine Rede sein, schon gar nicht staatlich prämiert, selbst wenn man es Greenwashing-Prämie nennt. Wobei die paar Milliardchen Industrieförderung für deutsche Zuliefererwertarbeit Peanuts sind, wenn man die 500 Milliarden zur Rettung des deutschen Finanzsystems betrachtet. Verkehrsregeln und Leitplanken für Banken und freie Fahrt für Autobauer? Keine Angst, liebe kreative Geldvernichter, es kann alles trotz G20-Beschlüssen so weitergehen wie bisher. Zur Sicherheit gibt's noch einen Blanko-Scheck von Obama oben drauf. Der Friedensnobelpreisträger und EAV-Werbeträger zerschlägt nur Fliegen, keine Luft-mit-Schleifchen-Wiederverkäufer. Das Vertrauen in die Luftgeschäfte muss wieder zurückkommen, heißt es! Vertrauen! Gewissen! Hohe Wörter! Genauso wie Steuersenkung! Und Schulden! Die große Koalition schenkte dem Grundgesetz, welches sie mit ihrer präventiven Alle-sind-Verbrecher-Politik so missachtete wie keine andere Regierung zuvor, eine Schuldenbremse. Nie wieder überbordende Schulden! Außer wenn es zu Naturkatastrophen kommt, klar. Oder in Notsituationen, auch klar. Oder wenn es regnet. Sonne und Regen, Licht und Schatten, aber kein Schattenhaushalt, Herr Schäuble. Der ehemalige Ex-SPD-Parteichef Müntefering hätte jetzt gleich wieder gejammert, dass es unfair sei, Politiker an ihren Wahlversprechen zu messen. Doch unser Bundesfinanzminister und ehemaliger Terroralarmminister grübelt nicht nur darüber, woher das Geld für die Wahlversprechen kommen soll, sondern auch warum Maybrit Illner die wirklich wichtigen Fragen nur indirekt stellt. Holländische Journalisten hätten wir bei der Bundestagswahl auch gebraucht, als Angela Merkel im Schlafwagen durch die Nation rollte und die Stille erfolgreich zum Wahlprogramm machte. Stille, die auch die EAV für sich entdeckte. Festina lente, sagt der Lateiner. Monatelang lang kam kein Mucks über ein neues Album und neuen Plattenvertrag aus der neu gefestigten Informationsfestung zum Vorschein. Bis schließlich Klaus Eberhartinger etwas beiläufig die Parole herausgab: Neue Helden braucht das Land! Fragt sich nur: welches Land? Stecken wir in der globalisierten Welt nicht alle in einem Boot, so called Titanic? Man betrachte Bayern und Kärnten, die Achse des Blöden (O. Fischer). Bayerische und kärntnerische Männer von Welt, schillernde, wagemutige Global Player in der Finanzwelt waren sie. Wahre Freunde! Doch beim Geld hört die Freundschaft auf. Vielleicht sollte man bei all den Verlusten und Insolvenzen in diesem Jahr den Luxus zurückschrauben. Wozu braucht man zum Beispiel den Nahverkehr? Von der Berliner S-Bahn lernen heißt siegen lernen. Und U-Bahnen bringen Kirchen in Schieflage und Weltgeschichte zum Einsturz, nur weil da jemand ein bißchen Wasser abgepumpt hat. Es ist noch immer gut gegangen, sagen die stets gut gelaunten Kölner, man kann ja auch Auto fahren. Reduzierung auf das Wesentliche, das haben sich Klaus Eberhartinger und die EAV auch gedacht. Bei einem grandiosen Auftritt in der BR-Sendung „aufgspuit!“ sang Klaus Eberhartinger zusammen mit Werner Schmidbauer EAV-Songs unplugged. Ebenso ohne Strom musizierte die EAV für Fanclub-Mitglieder in Feldbach. „Reduzierung auf das Wesentliche und Ehrlichkeit“, vielleicht liegt hierin der Weg aus der Krise. Oder um es mit den Worten eines Fußballers zu sagen: „Gerade in einem Spiel, in dem die Nerven blank liegen, muss man sein wahres Gesicht zeigen und die Hosen runterlassen.“ So ist es! Prosit Neujahr!

Autor: Alexander Mayer

Letzte Änderung: 02.01.2010