Notizen über die allgemeine Verunsicherung

13 Irrtümer über die EAV

Man muss sich schon vieles anhören als EAV-Fan. Viele Meinungen zur EAV sind von Mythen, Missverständnissen und schlichtem Unwissen geprägt. Eine kleine Auswahl von Aussagen, die ich persönlich bereits über mich ergehen lassen musste (ehrlich!), und die ich ab jetzt nie wieder hören möchte! Und wenn doch, dann werf' ich die Motorsäge an.

EAV? Ach ja, diese Neue Deutsche Welle-Band!

Die so genannte Neue Deutsche Welle grassierte tatsächlich nur höchstens ein Jahr von 1981 bis 1982 und war dann wieder weg. Trotzdem sind es wohl für viele gefühlte zehn Jahre, nämlich die 80er, die die meisten damit verbinden. Die EAV existiert jedoch bereits seit circa 1978 und ist bis heute aktiv. Rein musikalisch ist sowieso überhaupt keine Verbindung zu NDW, obwohl diese eine durchaus kreative und wilde Zeit war. Aber eigentlich gab es die NDW gar nicht.

Die EAV war auch wieder so ein One-Hit-Wonder.

Blankes Unwissen muss nicht weiter kommentiert werden. (Mindestens zwei Megaseller-Alben in Deutschland, in Österreich regelmäßig Platin, meist mehrfach, allein „Geld oder Leben“ enthält vier Single-Erfolge und Evergreens)

EAV? Deutscher Schlager ist doch wieder out.

Die EAV ist keine Schlager-Band. Nein, niemals. Schlager ist scheinheiliges Heile-Welt-Gedöhns, präsentiert von primitiver uniformer Musik und Plastik-Interpreten (siehe auch „Himbeerland“). Die EAV ist das Gegenteil davon.

Die machen doch nur dumpfe Ballermann-Hits.

Klaus: „Es ist immer eine Frage des Kontexts. 3 weisse Tauben ist auf einem EAV-Album eine-Monty Python-Nummer.“. Hmm, so recht glauben will er das aber wahrscheinlich auch nicht. Fakt ist, dass ohne eigenes Zutun „3 weisse Tauben“ auf dem Ballermann zum Party-Hit wurde, deshalb wurde „Ba-Ba-Ballamann (Original EABlau-Version)“ nachgeschoben. Das war aber nicht die EAV, sondern die EA-Blau, ächm.

Blödel-Combo EAV

1. Was ist schlimm am Blödeln? 2. Sinnfrei waren EAV-Lieder noch nie, wenn man mal auf die intelligenten Texte achtet. 3. Die Single-Erfolge, sehr viele davon sind Gaglieder, sind nicht repräsentativ für die Alben.

EAV-Lieder sind Kinderlieder.

Es wird gern „Kinderlied-Refrain“ mit „eingängigem Refrain“ verwechselt. Tatsächlich sind die Erfolgssingles Pop in Reinkultur und somit mitsingtauglich, was sich aber keinesfalls zwingend negativ auf die Qualität eines Liedes auswirkt. So mancher würde gerne so massentaugliche Lieder schreiben können. Außerdem ist die EAV musikalisch durchaus anspruchsvoll und stilistisch vielseitig, da wird der Blues genauso wie Rock'n'Roll gepflegt. Ansonsten: Na und? Es kommen ständig junge Fans dazu, weil auch Kindern EAV-Lieder gefallen. Wie oft habe ich schon Schulkinder in der Straßenbahn „Willkommen im Neandertal“ singen gehört? Und wie lang wird es dauern, bis sie verstehen, um was es in dem Lied tatsächlich geht? Recht bald werden sie verstehen, dass es eine Kritik an der medienabgestumpften Gesellschaft ist, dass es um die krassen Unterschiede zwischen heimeligen Wohlstandswohnzimmer und der Realität im Rest der Welt geht? Man kann kluge Aussagen auch so verpacken, dass sie ankommen bei den Leuten. EAV ist ein wichtiger Beitrag zur Verbesserung der PISA-geschädigten Schulen! Wer noch immer nicht überzeugt ist, dem empfehle ich das gänzlich kinderlieder-freie Album „Café Passé“.

Ach ja, und noch ein kleines Beispiel zur Selbstironie der EAV: „Didldum, didldei, didldum ... War da nicht ein Reim dabei Schallaischallala ... Halt jetzt ist er wieder da Fummelfummel gillegille, vor allem für Debile.“ (aus Küss die Hand, EAV, erschienen auf „Let's Hop“)

Immer dieser Sprechgesang ...

Dies ist eines von vielen Stilemelenten von Klaus Eberhartinger's Gesang, das aber keineswegs überwiegt.

Früher war'n sie besser ...

Gääähhhn. Diesen Satz hört man praktisch bei jedem Künstler, der länger als ein Jahr existiert.

EAV - ach ja, die J.B.O.'s aus Österreich!

Ohne J.B.O. nahetreten zu wollen: Da gibt es doch deutliche Niveau-Unterschiede ...

Nachtrag: Witzigerweise bekomme ich die meisten Zuschriften zum Thema J.B.O und nicht zur EAV. Deshalb noch eine kleine Anmerkung zum obigen Satz: Ich habe selbst eine CD von J.B.O. und finde sie auch sehr lustig. Mehr ist da aber auch nicht. Die EAV hat mehr als witzige Lieder zu bieten, ihre Lieder haben mehr Tiefgang. Übrigens haben sich J.B.O. mehrmals als EAV-Fans geoutet, sie haben sogar mit „Morgen“ ein EAV-Lied auf einem ihrer Sampler draufgepackt.

EAV ist uncool.

Gott sei Dank. Die Musikwelt ist voller cooler Bands, die es im zweiten Jahr nicht einmal mehr in Kolumnen von der Kategorie „Was macht eigentlich ...“ schaffen. Abgesehen davon ist die EAV die coolste Band der Welt. Punkt.

Glitzersakkos und Schaumgummi-Requisiten

Schon wieder gäähhnnn. Wer in einer Rezension diese beiden Begriffe despektierlich verwendet, ist zwar sehr einfallslos, da es ein altes Klischee ist, hat aber nicht ganz unrecht mit diesen Markenzeichen. Damit wurde die EAV populär. Andere schmieren sich weiße Farbe ins Gesicht, tragen Schuluniform oder lassen sich ellenlange Bärte wachsen. Ist doch genial, oder?

Planen die ein Comeback?

Die waren nie weg. Da aber mitterweile jeder Künstler, der nicht jedes Jahr ein Album rausbringt, sofort wieder vergessen ist und deshalb „mit einem Comeback durchstartet“ wie die Pseudo-Moderatoren von Top of the Pops gerne sagen, könnte man sagen: Ja, sie planen im Jahr 2005 ein Comeback.

EAV sind die Vorläufer von Trash-Erfolgen wie den Randfichten

Mit solchen Vergleichen outete sich VIVA-Moderatoren Collin Fernandes als vollständig inkompetent und ahnungslos. Macht aber nix, mit erotischen Fotos und Kommentaren vor der Blue-Box á la „Die nervigsten Hitgiganten in der Chart-Show“ kann man sich auch ganz gut über Wasser halten.

Autor: Alexander Mayer

Letzte Änderung: 28.01.2005