Notizen über die allgemeine Verunsicherung

Vereinsamt

Winter ist, wenn es draußen so dunkel wie im Innersten der Seele ist. Einsamkeit und Kälte schmerzen, die Natur rettet sich mit einem Dauerschlaf, nur die bedauernswerte Gattung Mensch muss die Stille bei vollem Bewusstsein aushalten. Wohl dem, der eine Heimat hat! Das Gedicht „Vereinsamt“ (1884) des deutschen Philosophen Friedrich Nitzsche zeichnet depressive Bilder von der Leere in der Seele und von Einsamkeit mit düsteren, knarzenden Worten. Thomas Spitzer vertonte dieses Gedicht in einem der Songs, die in den letzten zweieinhalb Jahren entstanden sind, mit hypnotischen Klängen, die mit dem Text und Thomas Spitzers dunkler Stimme eine stimmige Einheit bilden, dass einem die Einsamkeit förmlich durch den Leib fährt. Vergesst all die Rezitationen mit billig gemachten esoterisch angehauchten Plastikklängen im Hintergrund: Thomas Spitzer hat es geschafft, aus dem Gedicht einen stimmigen Song zu bauen, gesungen mit viel Textverständnis. Man beachte auch die schmerzverzerrte Gitarre!

Als kleines Weihnachtsgeschenk hat Thomas Spitzer das Demo des EAV-Songs „Vereinsamt“ online gestellt. „Eine Weihnachtsgabe für Freunde“ wie es auf YouTube heißt:

Das für nächstes Jahr geplante Weihnachtsalbum wird übrigens nicht nur solch düstere Songs beinhalten (abgesehen davon, dass nicht klar ist, ob dieser Song auf das Weihnachtsalbum kommen wird). Wie bereits berichtet ist sehr viel Witziges, Schräges und Schwarzhumoriges, aber eben auch Nachdenkliches bei den neuen Songs dabei. Ein Gewinn für das Album, wie ich finde.

17.12.2012 — Autor: Alexander Mayer