Notizen über die allgemeine Verunsicherung

Toleranz

Grüß sie Gott, Herr Fliesenleger!
- Grüß sie Gott, Herr Franz!
Woll'n s' nicht einen Schinkenhäger?
- Ja, vielleicht a Stamperl, a ganz klans.

Na, i frog sie jetzt als Fliesenleger,
wohl verfugt und höchst integer:
Wos sog'n sie zu einem Neger,
schwarz wie ein Schornsteinfeger.
- Also, mir is olles Fremde fremd,
i kenn nur an Mohr im Hemd.
Zum Wohl, Herr Franz!

- Also ich hab nix gegen Mohren,
manche werd'n halt so geboren.
Ich bewund're ihre Kraft,
doch ned grad in der Nachbarschaft.
- Absolut korrekt Herr Franz,
trink ma auf die Toleranz!

- Ich war immer tolerant,
bis zum letzten Zimmerbrand.
Da hat doch so ein Miet-Migrant —
Alter, Herkunft unbekannt —
mit Turban und im Kaftan-G'wand,
mir fast die Bude abgebrannt.
Trink ma noch an Schinkenhäger?
- Der Schnaps ist echt ein Niederleger!
Zum Wohl!

- Also dieser Beduine aus dem Reich der Muezzine,
der wollt sich an Hammel kochen,
in mei'm Bad, mitsamt die Knochen!
- Wos im Bad, an Hammel grillen?
Warum denn nur um Allahs Willen?
- Na, wegen dem langen Ramadanzen
füllen sich Muslims gern den Ranzen!
Natürlich hab ich müssen stanzen,
quasi ins Asyl verpflanzen.
So, das wär's, im Großen und Ganzen.
- Jawohl!

Es ist und bleibt die Toleranz
der Schöpfungskrone Talmiglanz.
Sie ist beinahe, doch nicht ganz,
wie das schwächste Glied vom Rosenkranz.

Ja, es ist die Toleranz
ein bess'res Wort für Ignoranz.
Denn gnädig tolerieren
heißt noch lang nicht akzeptieren.

Ich hab auch nix gegen die Chinesen,
- Seit wann?
- täten's nicht die Hunderln fressen.
Stell Dir vor, mein kleiner Waldi,
in am Wok von Garibaldi!
Was sag'n sie, Herr Fliesenleger?
- Jetzt brauch ich schnö an Schinkenhäger!
- Ja!

- Also i mog nur den Dalai Lama,
der wos lacht, in sei'm Pyjama.
Er kommt zu jeder Friedensfeier
und schleicht si z'ruck am Himalaya.
Yes, my darling! Zum Wohl, Herr Franz!

- Aber Tschuschen und Albaner
und demnächst noch Marokkaner?
- Meina Seel, wie schaut des aus?
Ein Dromedar vor'm Opernhaus!
- Drum brauch' ma einen wie den Strache,
mit dem rechten Sinn für's Flache,
der da steht wie eine Wand
mit dem Kreuze in der Hand
aufrecht im Armani-G'wand.

- Der is ganz auf meiner Linie,
eher brauch' ma Pinguine
- als Moscheen und Muezzine.
- Jetzt brauch i an Panik-Schnaps
gegen den Kulturkollaps.
- Tut mir leid, Herr Schinkenhäger,
er is leer, der Fliesenleger.
- Sie sind ein echtes Ego-Schwein,
na dann trink i hoid mein' Franzbrandwein!

Es ist und bleibt die Toleranz
der Schöpfungskrone Talmiglanz.
Sie ist beinahe, doch nicht ganz,
wie das schwächste Glied vom Rosenkranz.

Ja, es ist die Toleranz
ein bess'res Wort für Ignoranz.
Denn gnädig tolerieren
heißt noch lang nicht akzeptieren.

Credits

Text: Thomas Spitzer
Musik: Thomas Spitzer
Sänger: Thomas Spitzer, Klaus Eberhartinger
Produzent: Kurt Keinrath, Werner Zettinig

Grundlage

Dieses Lied ist eine Variante von „Toleranz“, erschienen auf „Neue Helden braucht das Land“ (anderer Text und andere Produktion).

Publikationen

Diese Produktion ist auf folgenden Publikationen erschienen: