Notizen über die allgemeine Verunsicherung

Kuddeldaddeldu

Der Seemann Kuddel Daddeldu
kommt kahnwärts aus Kalkutta.
Er schwartelt von seinem Kutter im Nu
auf Flossen so weich wie Butter.

Kuddel — muddel!

Und wie geschmurgelter Lebertran,
so fliessen auch seine Reden.
Geölt schwimmt vorbei er am Zöllnersmann
ins Gasthaus zum König von Schweden.

Kuddel — muddel!

Jeder Halunke, in jeder Spelunke
zieht seine Braue hoch,
leert seinen Humpen, saugt am Stumpen
wenn´s wo nach Daddeldu roch.

Zur Heiligen Nacht am Peterskai
wird gefeiert aus gutem Grund,
denn da eiert Kuddeldaddeldu vorbei
mit einer Banane im Mund.

Zur Heiligen Nacht am Peterskai
wird gefeiert aus gutem Grund,
denn da paddelt Kuddeldaddeldu vorbei
und das zu später Stund'.

Kuddel!

Einen Sack voll Bananen und Kolibris
hat Kuddel heute dabei.
Tassen in Massen, ein China-Service,
die Filzlaus, die ihn noch nie verließ,
nah seinem Aalgeweih.

Daddeldu's Braut liebt die Männer vom Meer,
die Brüste stammen aus Bayern.
Die lieh sie einst Kuddel,
vielleicht auch mehr,
bei einer der Weihnachtsfeiern.

Kuddel — muddel!

Daddeldu denkt an die wartende Braut,
doch es hatte nicht seien gesollt.
Denn die Männer sangen gar trunken und laut
und die Barfrau lächelt so hold.

Kuddel Daddeldaddeldu, Kuddel Daddeldu!
Kuddel Daddeldaddeldu, Kuddel Daddeldu!

Kuddel!

Auch Kuddel singt „Stille Nacht, heilige Nacht“
schenkt jedem Gast eine Tasse.
So manche brach an harten Schädeln entzwei
oder sucht durch’s Fenster die Straße.

Doch Kuddel ist bestens bei Kasse.

Da plötzlich entflammt der Weihnachtsbaum!
Erst das Sofa, dann die Tapete.
Kommt eine Marmorplatte herbeigeschwirrt,
rennt der Spiegel gegen den kleinen Wirt.

Der verliert eine Scheibe des Knies,
bis der Geruch von verkohlten Kolibris
die blutigen Nasen umwehte.
Das war der Höhepunkt der Fete.

Zur Heiligen Nacht am Peterskai
wird gefeiert aus gutem Grund,
denn da eiert Kuddel Daddeldu vorbei
mit einer Banane im Mund.

Zur heiligen Nacht am Peterskai
wird gefeiert aus gutem Grund,
denn da paddelt Kuddel Daddeldu vorbei,
alea iacta sunt.

Kuddel!

Zufrieden begibt sich Herr Daddeldu
mit der alten Abortfrau zur Ruh
Was hülfe auch jeiern und seiern?
Seine Braut, die konnt' er nicht finden.
Sie wird es sicher verwinden
und längst wo anders Weihnachten feiern.

Kuddel!

Langsames Dämmern kündet den Tag,
die ersten Matrosen, die kamen,
stiegen über Kuddel, der am Bootsstege lag
und sangen respektvoll den Namen:

Kuddel Daddeldaddeldu, Kuddel Daddeldu!
Kuddel Daddeldaddeldu, Kuddel Daddeldu!
Kuddel Daddeldaddeldu, Kuddel Daddeldu!
Kuddel Daddeldaddeldu, Kuddel Daddeldu!

Zur Heiligen Nacht am Peterskai
wird gefeiert aus guten Grund,
denn da eiert Kuddel Daddeldu vorbei
mit einer Banane im Mund.

Zur heiligen Nacht am Peterskai
wird gefeiert aus gutem Grund,
denn da paddelt Kuddeldaddeldu vorbei
und das bis zur Morgenstund'.

Credits

Text: Thomas Spitzer, Joachim Ringelnatz
Musik: Thomas Spitzer, Harald-Ingemar Noiges
Sänger: Thomas Spitzer
Produzent: Harald-Ingemar Noiges, Thomas Spitzer
Backing Vocals: Andreas Friedl, Daniel Fellner
Drum and Keyboard Programming: Thomas Spitzer, Harald-Ingemar Noiges
Guitars: Thomas Spitzer, Harald-Ingemar Noiges
Tambourin, Cabasa: Harald-Ingemar Noiges
Mastering Engineer: Götz-Michael Rieth

Bemerkungen

Dieses Lied ist stark inspiriert von dem Gedicht „Die Weihnachtsfeier des Seemanns Kuttel Daddeldu“ von Joachim Ringelnatz. Kuttel Daddeldu ist eine fiktive Figur von Ringelnatz, die in vielen Gedichten des großen satirischen Dichters vorkommt. „alea iacta sunt“ = lateinische Redewendung („die Würfel sind gefallen“), bekannt unter anderem als Zitat von Gaius Julius Caesar, als er den Fluss Rubikon überschritt.

Publikationen

Diese Produktion ist auf folgenden Publikationen erschienen: