Ulli Wanders - Alle Lieder dieser Welt

CD: 1997 DE (Warner Music 0630-19675-2) (VÖ: 27.06.1997)
- Alle Lieder dieser Welt (2:50)
- Jedes Kind braucht einen Engel (3:54)
- Alle Kinder sprechen eine Sprache (3:30)
- Bubble Gum (3:10)
- Der coolste Opa von Europa (3:12)
- Willst du nicht mein Game Boy sein? (3:14)
- Hokus Pokus 1-2-3 (3:47)
- (Ich wär so gern) Ein kleines Blatt (3:13)
- Meine Omi (2:56)
- Mein Mütterlein, ich danke dir (3:05)
- Wenn ich doch endlich älter wär (3:01)
- Wunderkinder (3:17)
Credits
Text: Thomas Spitzer, Renate Stautner
Musik: Kurt Keinrath
Produzent: Hermann Weindorf, Helmut Lindenau
Bemerkungen
Die volkstümliche Musik kennt bekanntlich keine Skrupel, wenn es darum geht, die niedersten Instinkte des Publikums zu aktivieren. Da werden auch mal gerne 13-jährige talentierte Mädchen wie Ulli Wanders auf eine große Bühne wie den „Grand Prix der Volksmusik“ geschickt, um die Herzen der Zuschauer zu gewinnen. Dabei gilt doch der alte Spruch der alten Zirkuspferde des Show-Business: Niemals mit Kindern oder Tieren auf die Bühne gehen — in der Aufmerksamkeit des Publikums geht man sonst gnadenlos unter. Um diejenigen, die es kritisch sehen, dass so junge Menschen bereits auf die Öffentlichkeit losgelassen werden, zu besänftigen, zitiert der Promotext zum Album „Alle Lieder dieser Welt“ die junge Künstlerin folgendermaßen: „'Mir ist das ganz egal, wie viele Leute mir zuhören. Solange es nicht meine Klassenkameraden sind', sagt Ulli Wanders. 'Die meißten Jungs sind doof und hänseln mich, weil ich Schlager singe.'“ Ulli Wanders nahm mit dem Song „Alle Lieder dieser Welt“ am Grand Prix der Volksmusik 1997 teil und erreichte damit den 7. Platz im Finale.
Kurt Keinrath, welcher zu dieser Zeit sehr viele Engagements in der volkstümlichen und Schlager-Szene als Produzent und Komponist hatte, komponierte mehrere Songs auf dem Album. Und bei zwei Songs hat Thomas Spitzer Credits für den Text: „Bubble Gum“ und „Der coolste Opa von Europa“.
Rezension
Texte von Thomas Spitzer zeichnet so einiges aus: Sie sind oft originell, meist sprachverliebt, manchmal einzigartig, hin und wieder sogar so perfekt, dass jede Änderung eines einzelnen Wortes den Song degradieren würde. Manchmal sind es auch nur schnelle Geistesblitze, die in ihrer Rohheit ebenso ihren Charme haben. Es ist viel Arbeit und ein kleines Kunststück, eine komplette Lebensgeschichte in einem 3-Minuten-Stück zu verdichten. Und man merkt ihnen die Arbeit nicht an, da sie so leichtfüßig daherkommen, wie ein beiläufig gepfiffenes Lieblingslied. Der Autor dieser Zeilen würde sich in aller Bescheidenheit als Kenner der Arbeiten von Thomas Spitzer bezeichnen. Aber wenn es um die beiden Songs auf dem Album von Ulli Wanders geht, für die Thomas Spitzer den Text beisteuerte, fehlen Worte, Satzzeichen und die notwendigen Emotionen, um zu beschreiben, was von den Songs zu halten ist. Zugegeben, „Bubble Gum“ enthält einige lieb gewonnene Stilmittel („Ba-Ba-Bubble Gum“) von Spitzer-Songs und spendiert der Welt einen Song über Kaugummis. Aber bei „Der coolste Opa von Europa“ ist allein schon der Titel und Refrain des Songs recht ungelenk. Besser wird es auch in den Strophen nicht. Sie sekundieren den Refrain mit viel Füllmaterial. Von einer intensiven Verdichtung des Textes kann hier keine Rede sein, von dem rohen Charme eines Schnellschusses aber auch nicht. Beide Texte sind keinesfalls schlechte Texte und würden für durchschnittlich radiogeprägte Ohren als handwerklich solide durchgehen. Doch das Niveau eines deutschsprachigen Dudelfunk-Songs ist kein Maßstab für Thomas Spitzer.



