Notizen über die allgemeine Verunsicherung

Konzertbericht von der „Grätest-Hitz-Tour“ 1998

Kritische Stimmen

Folgendes „kurz & kritisch“ stand über das Konzert der EAV in München in der Abendzeitung:

Die erste Allgemeine Verunsicherung (EAV) war tot, und jetzt spielt sie im Himmel. Klaus Eberhartinger deren Chef-Komiker seit den 80ern, ließ die österreichische Spaß-Kapelle im rappelvollen Circus Krone als Ballermann-Combo und sich selbst als Petrus. Türhüter des schlechten Geschmacks, auferstehen.

Ein Konzert wie ein Comic: Wabbelnde Schaumgummi-Requisiten, kreischbunte Kostüme (ständig wechselnd) und brüll-komische Kabarett- und Kalauer-Einlagen kaschierten mit brachialem Witz die Schwächen der neuen Texte. Richtig originell waren nur die Schlager- und Austropop-Persiflagen - allerdings war die EAV (unfreiwillig?) zwei Stunden lang ihre eigene Karikatur. Die alten Hits, die ja wirklich mal was hatten, gab's erst als Zugabe. Vorsorglich hatten drei Fans Klobürsten dabei, um damit zu winken.

Münchner Merkur Journal

„[...] Der Auftritt der Ersten Allgemeinen Verunsicherung zuletzt im Krone war richtig gut [...]“

20 Jahre und kein bißchen braver

München, 2. April 1998. Grunzend kommen Schweine aus den vollbesetzten Zuschauerräumen auf die Bühne. Eine Stimme aus dem Off begrüßt die Zuschauer: „Guten Morgen, ihr Schweine!“. Welches Konzert könnte das sein? Marianne und Michael? Rammstein? Blümchen? Nein!

Nach zweijähriger Bühnenabszinenz ist sie endlich wieder da: Die EAV, die erfolgreichste Pop-Band Österreichs aller Zeiten. Während der Ruhephase in Afrika waren Klaus Eberhartinger und Tom Spitzer jedoch keineswegs untätig. In einem in der Wüste selbstaufgebautem Studio (so erzählte es Klaus Eberhartinger in der Harald-Schmidt-Show) schmiedeten die beiden ein Album zusammen, das teilweise bitterböse und sehr kritisch alles aufs Korn nimmt, was nicht Niet- und nagelfest ist. So provokativ wie das Album war auch die Bühnenshow.

Das Programm enthielt im großen und ganzen alle Songs des neuesten Albums (bis auf „Tanzen“, „Wo ist die Kohle?“ und „Das Leben das ist kurz“). Dazwischen gesellten sich immer wieder alte Gassenhauer wie „Go Karli Go“ hinein. Die Mischung und Auswahl der Lieder war angemessen und gut gewählt. In der Harald-Schmidt-Show und auf Antenne Bayern kündigte Eberhartinger bereits an, daß die Bühnenshow diesmal nicht mehr so aufwendig (und somit nicht so kostenintensiv und unrentabel) sein wird, deshalb befürchtete ich schon Schlimmes. Aber meine Skepsis war unbegründet: Es gab zwar keine Bauten mehr, aber auf Kostüme verzichteten sie nicht. Außerdem erzeugten sie mit Hilfe von Licht- und Lasereffekten und auswechselbaren Hintergrundbildern eine ebenso gute Illusion.

Auffällig ist bei dem neuen Bühnenprogramm, daß die EAV dieses Mal noch mehr Zwischengags einbaute, so daß das Konzert zu einer richtigen Show wurde. Die Fans, die schon jedes Lied auswendig können, wurden übrigens mit einem neuen, nirgends veröffentlichten Lied überrascht. Vielleicht ist es deshalb nicht auf dem Album zu finden, weil der Text wirklich extrem hart ist: Kinderpornographie und -prostitution, Mafia, etc. Wirklich sehr sarkastisch und bitterböse ist der Refrain, der an ein berühmtes Wienerlied angelehnt ist: „Wir kommen alle in den Himmel!“. In der Zugabe gab es selbstverständlich noch alle alten Erfolgslieder wie Märchenprinz oder Fata Morgana.

Insgesamt kann man sagen, daß es wirklich ein absolutes Muß ist, einmal ein EAV-Konzert zu erleben. Denn dort wird neben guter Musik auch noch viel Show geboten. Und das alles für 40 DM!

P.S.: Anders Stemno konnte leider nicht kommen, da er bei Studioarbeiten einen Gehörsturz erlitt.

Autor: Alexander Mayer

Letzte Änderung: 04.04.1998