Notizen über die allgemeine Verunsicherung

Wie es zur Werwolf-Attacke kam

verUNsicherung.de hatte die Ehre, die Entstehung des neuen EAV-Albums „Werwolf-Attacke“ (Veröffentlichungsdatum: 30.01.2015) von Anfang an zu begleiten. Das ist für mich persönlich eine große Freude, denn nichts hat mich bisher mehr interessiert als die Entstehungprozesses eines EAV-Albums. Über die verschiedenen Meilensteine des Albums habe ich bereits ausführlich berichtet, nun folgt der Abschluss der Geschichte: Das Album wurde an die Plattenfirma SonyMusic (Ariola) übergeben. Sicher, man könnte noch ewig an den Songs feilen und wären noch weitere Monate Zeit, so würde Thomas Spitzer sicherlich schon bald wieder eine neue Idee haben und einiges umwerfen, denn nichts ist interessanter als die Veränderung und das Neue. Doch wir Verunsicherungs-Jünger wollen doch dringend neues Material, also kann man endlich verkünden: Fertig! Fix und fertig! Blicken wir nochmal kurz zurück, was bisher geschah.

Nach der „Neue Helden“-Tour im Jahr 2010 zog sich Thomas Spitzer (wie er in einem mittlerweile legendären Interview ankündigte) von der Live-Bühne zurück und widmete sich wieder ganz dem Schreiben von neuen Songs, erstmal ganz ohne EAV-Brille — einfach alles, was so aus dem kreativen Hirn herauspurzelte. Im Laufe der Zeit entstanden natürlich auch jede Menge potentielle EAV-Songs, wie er im Interview für den EAV-Podcast erzählte. Der Grundstein der Songs wurde mit Produzent Mark Duran gelegt, mit Soundtüftler Harald-Ingemar („Harii“) Noiges wurde dann an den Songs in unzähligen Studiosessions in dem Berliner Keller-Studio der Band jerx, deren Bandmitglied Harii war, gefeilt.


Thomas Spitzer und Soundtüftler Harii im Berliner Kellerstudio der Band jerx (2011). Foto: Satanella

Im Oktober 2012 folgt dann der erste Meilenstein: Die Demos für das neue EAV-Album sind ebenso wie ein erstes grafisches Konzept fertig, sie werden erstmals der Plattenfirma präsentiert. Der Arbeitstitel des Albums lautet „Pfeif drauf“ (siehe auch meine ausführliche Reportage über die Entstehung des Albums). Der namensgebende Song „Pfeif drauf“ ist im März 2011 zusammen mit dem Produzenten Mark Duran in Kenia entstanden. Im Februar 2013 singt Klaus Eberhartinger erstmals die Demos, es wird weiter an den Demos gefeilt. Im Herbst 2013 verkündet dann Klaus Eberhartinger, dass er sich für das Jahr 2014 eine Pause auf der EAV-Bühne nehmen will, um wieder Kraft zu tanken und sich auch abseits der EAV an Soloprojekten zu probieren. Währenddessen widmet sich sich Thomas Spitzer dem Siebdruck und der Malerei und zeichnet unzählige Skizzenhefte und Notizbücher voll. Die entstandenen Werke sind u.a. auch für eine geplante große Ausstellung seiner Zeichenkunst in der Steiermark gedacht (und sollen dort zusammen mit seinem großen Gesamtwerk gezeigt).

Im Laufe dieser kreativen Zeichenphase sind in den Skizzenbüchern immer mehr Monster und Werwölfe aufgetaucht. Spätestens bei den mehrwöchigen Landferien in Bayern im Juni und Juli 2014, bei dem er Produzenten, Tourmanager und andere Kontakte in Bayern besuchte, stand das neue Konzept dann fest: Werwölfe und Monster! Das alte Konzept rund um den Song „Pfeif drauf“ gab zu wenig her, um kreativ darauf aufzubauen, bei Werwölfen und Monstern jedoch sprießen nur so die Ideen, was man daraus auf der Bühne, in den Texten und in den Grafiken für das Artwork machen kann. Auch ich traf Thomas Spitzer während seiner Bayern-Rundreise auf einem Campingplatz im Osten von München. Bei Rock'n'Roll-Gulasch und sexy Schupfnudeln erzählte er mir enthusiastisch von den vielen Ideen, die er für das neue Konzept habe. Das Demo „Werwolf-Attacke“, welches bereits im Oktober 2010 zusammen mit Produzent Mark Duran in Kenia entstanden ist und erstmal so gar nicht nach EAV klang, hatte er bereits passend zum Konzept umgeschrieben und zu einem bombastischen Opener für das neue Album gemacht. Mitglieder des EAV-Fan-Forums durften das Demo übrigens schon im Juni 2011 zusammen mit anderen Demos anhören. Da die EAV für Anfang 2015 wieder auf Tour gehen möchte und die EAV nicht wieder eine Best-of-Show spielen, sondern ein neues Programm mit neuen Songs anbieten möchte, war der Zeitplan für das neue Album vorgegeben: Bis Ende des Jahres 2014 muss es fertig sein.


Mark Duran, Klaus Eberhartinger und Thomas Spitzer im Berliner Kellerstudio der Band jerx (August 2014). Foto: Satanella

Im August 2014 folgte eine Studiosession im Traunsteiner under.the.roof-Studio von Peter Schmidbauer zusammen mit Klaus Eberhartinger, welcher dort Songs eingesungen hat. Um das neue Konzept des Albums stimmig umzusetzen, schrieb Thomas Spitzer einige thematisch passende neue Songs sowie einige witzig-spaßige Songs für ein ausgewogenes Stimmungsbild. Drei dieser neuen Songs landeten letztendlich auf dem Album. Ebenfalls im August 2014 wurden die im Berliner jerx-Studio ausgefeilten Demos, die für „Werwolf-Attacke“ relevant sind, mit den Demos, die mit Mark Duran später noch nachbearbeitet wurden, zusammengelegt und sortiert.


Thomas Spitzer in der Wahlheimat Kenia mit Hausrabe „Krahli Kohlrabi“ aka „Rabatzky“ („Rabatz, Rabatz, Ra-Ba-Ba-Batz“), welcher dem Haushalt Spitzer im letzten Jahr zugeflogen ist (September 2014). Foto: Satanella

Der September stand im Zeichen der konzentrierten Studioarbeit: Thomas Spitzer und Klaus Eberhartinger haben mit Herrn Kapellmeister Kurt Keinrath in der Steiermark einige wenige Songs weiterentwickelt. Anschließend wurden mit Produzent Mark Duran im EAV-Studio in Kenia aus den Demos fertige Songs produziert. Dabei hat die EAV viel mit Arrangements und viel mit Gesang experimentiert. Der Endspurt dauerte dann ein Monat lang: In einem kräftezehrenden Endproduktions-Marathon in den Wiener Bingoboy-Studios wurden die Songs von Mark Duran endproduziert („gemischt“). Parallel dazu sang Klaus Eberhartinger mit Produzent Fritz Jerrey die letzten geänderten Texte ein. Fritz Jerrey übernam außerdem die Endproduktion eines Songs und war zusammen mit Kurt Keinrath an der Entstehung eines anderen Songs, dessen Grundstein bereits David Bronner im Jahr 1993 gelegt hatte, beteiligt. Ein Zwischenstück produzierte Peter Schmidbauer spontan beim Studiobesuch im August 2014. Das Mastering passierte im Sunshine-Mastering-Studio in Wien.

Wie es nach der erfolgreichen Produzenten-Ära von Peter Müller bei der EAV üblich ist, ist das neue EAV-Album durch die Mithilfe vieler Produzenten entstanden. Dennoch hatte bei „Werwolf-Attacke“ genauso wie beim Vorgängeralbum „Neue Helden“ Mark Duran die Hauptrolle bei der initialen Entstehung und der Endproduktion. Wer weiß, vielleicht ist ja eine neue Ära angebrochen?

Autor: Alexander Mayer

Letzte Änderung: 06.12.2014