Herrgott, lass die Steirer leben!
Die steirische Popband STS, bestehend aus Gert Steinbäcker, Günter Timischl und Schiffkowitz, erhielt am 1. Mai 2013 den „Amadeus Music Award“ in der Kategorie Lebenswerk. Die Laudatio hielt Klaus Eberhartinger und erinnerte darin in schönen, persönlichen Worten an die gemeinsame Vergangenheit. Die 13. Verleihung des Preises der österreichischen Musikbranche fand im Wiener Volkstheater statt, die Aufzeichnung wurde am darauffolgenden Tag im österreichischen Privatsender Puls4 gezeigt (nachträglich auch online ansehbar, leider nur in Österreich).
Die Lebenslinien des steirischen Trios und der Ersten Allgemeinen Verunsicherung berührten sich in den letzten 35 Jahren immer wieder. Ganz besonders intensiv war die Zusammenarbeit in der pekuniär dürren Anfangszeit: Als Wilfried Scheutz, der erste Sänger und Starthelfer der EAV, im Jahr 1979 die Band verließ, sprang Gert Steinbäcker als neuer Sänger ein. Bei der Weihnachtsshow schlossen sich dann auch noch Günter Timischl (als Tontechniker am Mischpult) und Schiffkowitz (u.a. als Bühnenakteur mit seiner André-Heller-Parodie „Es wird Heller“) an. Somit waren alle drei Sitzmusiker von STS für einige Zeit gewissermaßen Angestellte der EAV. Gert Steinbäcker tourte mit der EAV noch bis ins Jahr 1981, sein Nachfolger wurde Klaus Eberhartinger.
Schalten wir nun in die Gegenwart und lenken den Blick in ein kleines Studio in Kenia mit ein paar schwitzenden Musungus: Während der Produzent Mark Duran (u.a. Produzent des EAV-Albums „Neue Helden braucht das Land“) kurzfristig im kenianischen Studio von Thomas Spitzer vorbeischaute, um mit ihm einen Song für ein eigenes Projekt zu entwickeln, nahm sich Thomas Spitzer noch ein bisschen Zeit, um Klaus Eberhartinger bei der Laudatio zu unterstützen und reimte für die Kollegen und Freunde von STS ein paar nette Zeilen als Grußbotschaft:
Ich erlaube mir, meinen lieben STS-Freunden und langjährigen Mitstreitern der Ur-EAV zum heutigen Award zu gratulieren. Dass meine tropisch-beeinflussten Formulierungen auch zu diesem Ereignis spitz ausfallen müssen, sei dem Spitzer verziehen:
Der große Preis zum Lebenswerk
riecht irgendwie nach Gartenzwerg.
Denn Euer Lebenswerk, ihr Lieben,
habt ihr euch längst schon selbst geschrieben!
Unlängst, ich weiß nicht wann genau,
grüßt mich am Airport eine Frau
und frogt mit Augen, ziemlich blau:
„Spü'n Sie net bei der STV?“
Das klingt zwar irgendwie nicht verkehrt,
doch trotzdem g'hört da aufgeklärt:
Der Gert, als Vollgas-Asylant,
und brustbehaarter Stimmgigant
traf einst den Tom, alias Spitzer,
irgendwo bei einem Spritzer.
Am Jäckiplotz oda am Klo
ohne „Servas“ und „Hallo“
und sprach: „Host Du a Stromgitarr?
Dann bist ab heut' mei Hawara!“
10 Jahre später, fast genau,
nach Anfangswehen der EAV
traf man sich wieder und beschloss:
Drei Steirer fehlen noch im Tross.
Schon zog die STV durch's Land
gerechtermaßen unbekannt.
Sie spielte Hamburg und Berlin,
des Krösus Sonne spärlich schien.
Gemeinsam nahm man manche Hürde
und rockte brav und voller Würde.
Doch dann kam die Qual der Wahl
und man beschloss mit einem Mal
höchst amikal den Punkt zu nennen:
„Wos z'ammeng'hört, das soll sich trennen“
Bald kam das erste, große Geld
durch Schiffkowitzens Fürstenfeld.
Und weiter stieg der Kontostand
mit dem Lied von Griechenland.
Das empfand der Günter hocherfreut
als Wunder seiner Seligkeit.
Erfolgreich schien die Topchemie
von Schiffi, Gert und Timischi.
Doch auch die EAV nicht faul,
schaut ebenso dem Volk auf's Maul.
Mit „Küss die Hand“ und „dideldum“
grub man die Hitparaden um.
So stürmten beide mit ihr'm G'lümp
parallel den Pop-Olymp
und blieben fünfzehn Jahre oben.
Plattenbosse trugen Roben
(in Kleiderbauers Büsserkleid),
schmückten sich mit Gold-Platin
und sangen wie der Muezzin,
trunken meist vom Saft der Reben:
„Herrgott, lass die Steirer leben!“
Doch das ist heute obsolet,
denn hydrantenmäßig steht
die CD als Ladenhüter
längst vergang'ner Musi-Güter.
Shit, the good times are vorbei
seit der Owa-Loaderei.
Mocht's ka Theater um die Kunst,
a echta Künstler mocht's umsonst!
Doch süßer als die Sachertorte
ist die Freundschaft ohne Worte,
die sich mit schlichten Zeilen schreibt
und dafür umso länger bleibt.
Thomas Spitzer, 2013
Gratulation an den brustbehaarten Stimmgiganten, den Fürstenfelder Heimatverbleibenden und den Schiffkowitzmusikschnitzer, die nun nach eigenen Angaben an ihrem nächsten Ziel arbeiten: dem Überlebenswerk. Auch wenn ein Preis für das Lebenswerk wie ein tonnenschweres in Stein gemeißeltes Denkmal wirkt, dem nichts mehr hinzugefügt werden kann außer dem Sterbedatum: Die große Saga der Zusammenarbeit der beiden steirischen Austropop-Überlebenden STS und EAV ist jedenfalls noch nicht zu Ende. Mehr dazu demnächst. To be continued...
Autor: Alexander Mayer
Letzte Änderung: 05.05.2013