2012 war jetzt vorbei
„Ich weiß, dass ich nichts Unrechtes getan habe, aber nicht alles richtig war, was ich getan habe.“ Recht oder richtig? Richtig oder nicht falsch? Man bürdet als Bundespräsident seinem ergebenen Fußvolk so einiges an Interpretationsmöglichkeiten auf, zudem bricht Euer Hochwohlgefrohren mit einem Tabu, indem er „Menschenrechte für Bundespräsidenten“ forderte. Obst auf dem Hut, wie ein Flummi rumhüpfen und dauernd „Stampfkartoffeln“ sagen. Wenn man das erträgt, dann ist es wahre Freundschaft, erklärt Ernie aus der Sesamstraße. Christian „Kermit“ Wulff möchte nicht Präsident in einem Land sein, in dem man sich nicht eine halbe Million von Freunden leihen darf. Ob besagte Freunde es auch ertragen, wenn man Obst auf dem Hut hat, wie ein Flummi rumhüpft und dauernd „Stampfkartoffeln“ sagt? Man ist aber auch als Gnaeus Pompeius Magnus Mensch und ruft beim Axel-Cäsar-Springer-Verlag an, um zu berichten, dass der Rubikon überschritten sei. Missverstanden als Drohung, sagt man als Bundespräsident, Mensch und als historisch Gebildeter lediglich, dass keine Chance mehr für sich selbst besteht. Cäsar, der alte scheinheilige Kampangnenfeldherr, hat gegen den Gernegroß und Präsidenten des Mittelmaßes, dessen größter Erfolg ein geschenktes Bobby Car und ein hässliches Klinkerhäuschen in Großburgwedel ist, auf den Trümmern der missbrauchten Pressefreiheit gewonnen. Und wo sind sie jetzt, die Freunde? „Somewhere Over The Rainbow“, dort wo Unteroffiziere den Rekruten den Zapfen streichen, da müssen sie doch sein! Hier gehen die Freunde, beim Nachfolger Gauck kommen sie. My Little Zoni, Friendship is Magic! Erst war er für die einen der Richtige, weil er kein Politiker ist, für die anderen aber der Falsche, weil er kein Politiker ist. Dann war er auch für die anderen der Richtige. Doch dann war Gauck für einige ganz andere plötzlich nicht mehr der Richtige. Der sagt immer so komplizierte Sätze, ist intelligent und hat zu allem Überfluss eine differenzierte Meinung. Und er hat Sarrazin gesagt! Schließlich war er doch der Richtige für die einen, die anderen und die ganz anderen, auch ungewaschen. Ob ungewaschen oder gewaschen, Geld ist Geld. Wenn's ums Geld geht, kann man auch als Staat schon mal mit dem Kauf von rechtswidrig erworbenen Daten-CDs Verbrecher unterstützen. Oder man macht es wie die Zocker und Steuerflüchtlinge: Man gründet eine Briefkastenfirma in Luxemburg. Mit der Macht des Staates gibt man ihr alle Rechte einer Bank und erlässt die Pflichten und Beschränkungen, um die Spielsüchtigen mit der Macht des Staates in die Schranken zu weisen. Eine Bank der Staaten und der Staat sind wir? Ist alles ganz schön kompliziert, keiner kapiert die schwammigen und komplizierten Vertragswerke, auch nicht die Volksvertreter. Dann geben wir lieber die 700 Milliarden Euro (oder mehr) in die Hände einiger weniger Gouverneure und belästigen sie nicht mit Nachfragen, deren Antworten wir sowieso nicht verstehen. 700 Milliarden Euro, die gibt man schon mal an einem kurzweiligen Freitagabend aus. Es ist viel einfacher über 700 Milliarden abzustimmen, als über die Strafbarkeit von Abgeordnetenbestechung und Sonderzulagen für Abgeordnete aus der Fraktionskasse. Bei der Abgeordnetenbestechung ist noch viel zu viel international nicht ausdiskutiert, denn es haben ja noch nicht alle Staaten der UN ein entsprechendes Gesetz ratifiziert. Es fehlen außer Deutschland auch noch die rechtsstaatlich hochentwickelten Staaten Syrien, Sudan und Saudi-Arabien. Es ist das Geld der Staaten, das als Sicherheit für die Kredite herhalten muss. Aber wo sind die Sicherheiten für die Kreditgeber? Sicherheit und Kontrolle, das ist doch das Beste, was der Staat kann! Es gibt Leibesvisitationen bei Schülern, wenn einer Schülerin angeblich fünf Euro gestohlen wurden. Die eiserne Hand des mächtigen Staates sorgt für das Sicherheitsgefühl beim Volk mit Analuntersuchungen. Wir fordern Einläufe für Gouverneure! Na, habt ihr alle unsere Euros noch? Ein Scherz, denn die Gouverneure des ESM (die Finanzminister der Staaten) können anders als die Münchner Schüler faktisch tun und lassen, was sie wollen, können Geld verzocken, was ihnen nicht gehört, sind faktisch keiner parlamentarischen Kontrolle unterstellt. Kontrolle ist auch nicht nötig, es sind ja Freunde unter sich. Und wenn mal einer der Kreditgeberstaaten auf Griechenlands Pfaden den Weg in den Hades nimmt und nicht einmal mehr Geld für den Obulus an der Pforte der Unterwelt hat, haften die anderen Staaten einfach mit. Aber was ist schon Geld, was sind schon 25.000 Euro Honorar, wenn man Peer Steinbrück, den Macher der Gummi-Leitplanken für die Banken als Sprecher haben kann, sagte man sich bei den Stadtwerken Bochum. Bochum, eine Stadt, die ohne Kohle keine Kohle mehr hat. Der König der Nebeneinkünfte soll so viel verdienen, wie er will, nur agiert er so sensibel wie ein Elefant in der Erdnussfabrik. Das ist wohl die Beinfreiheit, die Steinbrück meinte. Und plötzlich spricht man jenseits der Grünen von Transparenz bei Nebeneinkünften. Das ist ja was ganz Neues, empört man sich pflichtgemäß bei den Grünen, lacht sich aber insgeheim über das Trojanische Pferd der Transparenz in den selbstgestrickten Fäustling. Früher übte die Polizei ihre Schlagstockfertigkeit bei Demonstrationen der Grünen und Umweltaktivisten, heute transferiert sie ihre Prügelkompetenz im Rahmen eines transeuropäischen und transdemokratischen Know-Transfer in die lupenreine Demokratie Weißrussland. Beide Länder können von einander lernen. Wie kann man Akten noch effektiver vernichten? Wie kann man einen Toilettenpapierdieb aufzuspüren? Na, wer wischt sich denn mit dem Sanitärzubehör der Staatsmacht den Arsch aus? Es ist zum verrückt werden. Ist man verrückt, wenn man dank NASA, die man für Geldverschwendung hält, aus der Stratosphäre springt und man sich auf der Steuerflucht noch eine gemäßigte Diktatur wünscht? Ist Gustl Mollat ein Querulant? Oder ist er verrückt oder verrückt geworden, weil er in eine Psychatrie eingewiesen wurde, obwohl er Recht hatte? Man weiß es nicht. Sicher ist, dass die Einweisung in die Psychatrie, eine in den letzten Jahren immer häufiger auftretende Maßnahme der Gerichte, eine totsichere Entscheidung ist. Ist er verrückt und gemeingefährlich, dann ist dem Sicherheitsgefühl der Allgemeinheit genüge getan worden. Ist er nicht verrückt, dann wird er verrückt ob der Ungerechtigkeit und schon haben wir eine self-fulfilling prophecy und ein Querulant ist von der Straße, der den ehrenwerten Banken unangenehme Dinge vorwirft. Weil nicht sein kann, was nicht sein darf? Es ist den Richtern nicht zu verdenken, denn die Realität ist schlimmer, als sich jeder Wirrkopf ausdenken kann. Und damit der kollektive Alptraum der Deutschen, die ungerechtfertigte Einweisung in eine Psychatrie, noch leichter Realität wird, wird auch noch die Zwangsbehandlung legalisiert. Es ist zum verzweifeln. Darauf etwas Erheiterung unterhalb der Fünf-Prozent-Gürtellinie von der liberalen Spaßpartei: Wolfgang Kubicki, der (von der SZ getaufte) „Steuerberater für Vaduz“, reicht für Parteifreunde in der Wortspielhölle Punsch und Rösler, ja der Rösler... Philipp Rösler, der personifizierte Pointentod. Die Parteifreunde suchen sicherlich noch energischer als die Bundesagentur für Arbeit für die „Schlecker-Frauen“ nach einer Anschlussverwendung für Fipsi, bei dem man ebenso wie bei der italienischen Post froh sein kann, wenn er überhaupt mal was liefert, und wenn dann langsam, sehr langsam. Diese italienische Lieferung darf aber ruhig gar nicht ankommen: Berlusconi, der verurteilte Steuerbetrüger, will wieder zur Wahl antreten, um die Ungerechtigkeiten der Gerichte gegenüber Milliardären zu korrigieren. Ein wahrer Patriot und Kämpfer gegen das Diktat der Gerechtigkeit und die Geisel der Demokratie. Geradlinigkeit, Direktheit und keine verschnörkselten nichtssagenden Phrasen, das lieben die Italiener genauso wie die Deutschen. Ein Berlusconi hätte niemals geleugnet, dass er einen getreuen Schergen beim Staatsfernsehen anrufen ließ, um die Berichterstattung über die Opposition zu verhindern. Ja, er hätte sogar selbst angerufen und das vor laufender Kamera! Bunga-Bunga-Parties statt Facebook-Parties, gleichgeschaltete Medien statt kleingeistige Einflussnahme per Telefon, Geldregen von der Druckmaschine der EZB statt Länderfinanzausgleich, Adria statt Hypo Alpe Adria und Ruby statt Amigos. Im Kampf Gründer des Römischen Reiches gegen die Ehemalige Bundesrepublikanische Republik Bayern steht es 4:0. Also, sprach Zarathustra, this is the end! Aber es gibt Hoffnung. Die Europäische Union ist immerhin mal wieder ein Friedensnobelpreisträger, der keine Kriege geführt hat. Anders als Friedensnobelpreisträger (2009) Barack, der Braumeister, Obama, der es zum Beispiel weiterhin duldet, dass jemand, der der Welt das wahre Gesicht des Krieges zeigte, unter härtesten Haftbedingungen zu leiden hat und womöglich mit lebenslänglicher Haft bestraft wird. Die EU und Barack Obama, zwei durch die Mühlen der Politik ergraute Auslaufmodelle, die sich über maximal „four more years“ freuen können? Trotz allem kann man sich mit den US-Amerikanern über die Wiederwahl Obamas freuen, denn er hat etwas geschafft, was für Republikaner unerhört ist: Wer krank ist, muss nicht sterben, nur weil er kein Geld hat. „Sozialismus!“ tönt es aus den kalten Höhlen der freien Marktwirtschaft, in denen die Republikaner hausen und wo man wahrscheinlich mit geladener Waffe immer noch den Russen vor der Tür wähnt. Und die EU? Trotz Transferunion, Schuldenerlass und Spardiktat, das Staatenbündnis Europas muss zusammenhalten, wenn es überleben will. Gute Freunde kann niemand trennen, sang der Mann, dem es egal ist, wer unter ihm Bundeskanzler ist und schreibt allen Kleingeistern, die immer nur auf das Geld schauen, ins Gebetbuch: „Einmal 5 Mark für jeden, das ist doch nicht die Welt“. Gut, dass man Freunde hat! Oder um es mit den Worten eines Vorgängers von Barack Obama zu sagen: „Wenn man erfolgreich ist, dann überschlagen sich die Freunde, aber erst wenn man einen Misserfolg hat, dann freuen sie sich wirklich.“ (Harry S. Truman). Na dann, Gründe zur Freude gibt es genug. Prosit, Neujahr!
Autor: Alexander Mayer
Letzte Änderung: 01.01.2013