Notizen über die allgemeine Verunsicherung

So nah und doch so weit

surreales Bild EAV-World veranstaltet derzeit ein Quiz mit Fragen rund um die EAV. Der Teilnehmer mit den meisten richtigen Antworten wird dann zum „MegaFan 2006“ gekürt. Ein Kinderspiel ist das ganze jedoch nicht: Die Fragen sind so knackig, dass man schon mal Albträume bekommen kann. Neulich bei mir im Kopf:

Ein Hawaiihemd-tragender blondierter Lockenkopf spazierte in meine Wohnung, einen Videorekorder unter dem einen Arm und ein Buch mit viel gelb auf dem Titel in der anderen Hand. Mühevoll mit seinem Gepäck jonglierend stolperte der Mann und fiel in Slowmotion auf den Boden. Auf dem Weg nach unten wurde er immer mehr zu einem lebendigen TV-Rauschen, um schließlich zu einem goldenen Etwas zu mutieren. Vor mir lag nun ein goldener Neppomuk. Ich wollte ihn aufheben, aber desto näher ich ihm kam, desto mehr knacksten die Holzdielen der Altbau-Wohnung. Als ich dem Nasenbär fast schon so nahe kam, dass ich ihn hätte fassen können, brach er durch und landete im Erdgeschoss. Von oben betrachtet schien er größer zu sein. Viel größer. Er wuchs. Binnen weniger Sekunden bahnte sich seine Nase den Weg zurück in meine Wohnung. Ohne Unterlass wuchs er und wuchs er. Ich flüchtete ins Treppenhaus und schließlich auf die Straße.

Als ich aus der Haustüre stürzte, rammte ich den Einkaufswagen einer alten Dame. Diese meinte zu mir mit Blick nach oben: „Das ist ja ein Hammer-Gerät!“ Und sie fragte pfeifend: „Kindchen, kennst Du die Melodie?“ Der Neppomuk überragte schon längst den örtlichen Kirchturm. „Nun kann ich ihn wenigstens mal anfassen“, dachte ich laut und streckte vorsichtig meinen kleinen Finger nach dem goldenen Koloss. Vergeblich. „Nur mit dem Zeigefinger bist Du ganz nah an dem goldenen Nasenmonster dran. Das sagte ich Dir bereits Dienstags und somit eine Woche im Voraus, Kindchen“, klärte mich die Oma auf, die währenddessen einen Reifenwechsel an ihrem Einkaufswagen vornahm. Ich befolgte den Ratschlag der unbekannten, weisen Weißhaarigen, doch kurz bevor ich die glänzende Oberfläche berühren konnte, zersprang die Figur. Es regnete Gold-Konfettis. Kein einziges Blättchen berührte meinen Körper, sie machten alle einen Bogen um mich, so als hätte ich einen Schirm aufgespannt. „So nah und doch so weit“, kommentierte die Frau, als sie mit ihrem Einkaufswagen an mir vorbei ratterte.

Autor: Alexander Mayer

Letzte Änderung: 10.11.2006