Notizen über die allgemeine Verunsicherung

Kurz vor Ende (Inspired by EAV, Part 1)

„Magst Du was essen?“
(Schweigen)
„Ist was?“
„Nö.“
„Du hast doch was!“
„Nö.“
„Erzähl mir nicht, dass nichts ist. Irgendwas ist bei Dir immer!“
„Denk doch einfach mal nach.“
„Ich habe bereits nachgedacht und ich bin zu keinem Ergebnis gekommen. Deshalb frage ich Dich ja.“
„Dann kann ich Dir nicht helfen, wenn Du nicht weißt, was los ist.“
„Wie soll ich denn wissen, was los ist, wenn Du es mir nicht sagst?“
„Das fühlt man.“
„Offenbar bin ich gefühllos. Vielleicht liegt es auch an unserer unterschiedlichen Auffassung von Kommunikation. Ich spreche mit Dir, Du verwendest die Subtilitätspost.“
„Du solltest mich doch gut genug kennen, um zu wissen, was los ist.“
„Ich kenne Dich gut genug, um zu wissen, dass ich garantiert nicht wissen kann, um was es Dir geht, da Du es mir nicht sagst.“
„Schon mal was von blindem Verstehen gehört?“
„Ich verstehe Dich auch ohne meine Augen, aber ohne meine Ohren wird's schwierig.“
„Da hab ich mir ja einen schönen Witzbold eingefangen. Ein Zyniker, der nichts kapiert.“
„Ein Zyniker? Ich ein Zyniker? Ich will doch nur wissen, ob's Dir gut geht. Ob Du ein Problem hast, ob ich Dir helfen kann!“
„Auf die Hilfe von einem Gefühlsanalphabeten kann ich gut und gerne verzichten!“
„Gut. Ich will gar nicht wissen, was los ist. Es tut mir leid, dass ich überhaupt gefragt habe!“
„Typisch. Du hast überhaupt kein Interesse an meinem Leben.“
„Also was ist denn nun?“
„Nichts.“
„Ach so.“

Autor: Alexander Mayer

Letzte Änderung: 11.03.2007