Notizen über die allgemeine Verunsicherung
Andy Töfferl

Zum Tod von Andy Töfferl

Andy Töfferl ist im Alter von 56 Jahren am 05.05.2012 an den Folgen eines schweren Herzinfarkts im Landeskrankenhaus Graz gestorben. Andy Töfferl kam im Jahr 1990 als Keyboarder, Sänger und Bühnenakteur zur EAV, nachdem Mario Bottazzi überraschend aus der Band ausstieg, und blieb bis zum Jahr 2001. Nach elf Jahren bei der EAV widmete er sich dann voll und ganz seinen eigenen Ambititionen als Alleinunterhalter und trat bei unzähligen Kunden mit seiner mit vielen Parodien gespickten „Andy Töfferl Show“ auf, später dann mit der Show „Töfferl Andy Vision“ (TAV).

Meine einzige Begegnung mit Andy Töfferl war im Jahr 1999. Die EAV spielte in einem Möbelhaus in der planierten Gewerbegebiet-Wüste entlang der A92. Für mich war es der Tiefpunkt der EAV. Meine Lieblingsband spielte ein kostenloses Konzert in einem Möbelhaus vor Hendl-mampfenden Schrankwand-Käufern, die sich anfangs kaum für das Treiben auf der Bühne interessierten. Ich war erschüttert! Nach dem Konzert konnte sich der geneigte Schrankwand-Käufer noch an dem Merchandising-Stand mit CDs und Fanartikel eindecken. Demoralisiert ging ich an diesen Stand, an dem sich bereits eine kleine Menschentraube gebildet hatte. Und dann ging der Töfferl durch den Vorhang. Er schritt durch den Vorhang mit offenen Armen und einem breiten Lächeln. Der große Showmaster betrat die Bühne. Freilich war es keine Bühne, es war nur der Merchandising-Stand, der von einer aus dürrem Holz zusammengezimmerten Theke eingeschlossen war. Aber wenn ein Töfferl irgendwo ankommt und dort auch nur eine Person auf ihn wartet, dann ist das immer ein Auftritt des großen Showmasters vor seinem Publikum.

Als der Töfferl mit offenen Armen und einem breiten Lächeln durch den Vorhang schritt, kamen spitze Schreie aus der Menschentraube und der Showmaster quittierte die Begeisterung, die er selbstverständlich so erwartet hatte, ebenfalls mit einem spitzen Schrei. Sein fröhlicher Einstand vertrieb sogar bei mir die grauen Wolken. Von der EAV waren nur Andy Töfferl und Franz Zettl am Merchandising-Stand und gaben Autogramme. Die anderen Bandmitglieder hatten wohl nicht erwartet, dass sich mehr als ein bis zwei Schrankwand-Käufer dorthin verirren. Andy Töfferl hingegen war es offenbar egal, ob sich viele oder wenige für Autogramme interessieren, ob er in der Olympiahalle oder in einem Möbelhaus auftrat. Er hatte stets seinen großen Auftritt. Als die Menschenmenge immer mehr wurde, meinte Andy Töfferl, dass er die anderen holen werde. Nacheinander kamen dann tatsächlich Leo Bei, Kurt Keinrath und Klaus Eberhartinger und gaben Autogramme.

Andy Töfferl war im Kreis der EAV-Interessierten nicht unumstritten, er polarisierte mit seinem selbstbewussten Wesen. Auch mit der EAV gab es Spannungen, als er in seiner eigenen Show Parodien und Requisiten einbaute, die denen der EAV sehr ähnlich waren. Doch man einigte sich schließlich. Unabhängig davon, wie man zu Andy Töfferl steht: Man muss einfach Andy Töfferls stimmgewaltigen Gesang, seine erstaunlich treffenden Parodien (Paraderolle: Elton John) und seine extravaganten Bühnenauftritte lieben. Mit seinen Auftritten bei der „Neppomuk-Tour“ und bei der „Kunst-Tour“ prägte er das Bild der EAV in ihrer erfolgreichsten Zeit für eine ganze Generation von Fans und wurde zu einem der bekanntesten Gesichter der EAV. Nun hat er seinen großen Auftritt im Himmel: Er schreitet durch den Vorhang, mit offenen Armen und einem breiten Lächeln, und fragt Petrus, wo die Bühne ist. Er wird die dort oben ganz schön nerven. Aber sie werden ihn mögen. Servus, Andy!

Autor: Alexander Mayer

Letzte Änderung: 05.05.2012