Notizen über die allgemeine Verunsicherung

Gefühlte zehn Jahre

Wer diese Website häufiger besucht, weiß, dass ich kein Freund von Hypes und Selbstbeweihräucherung bin. Aber nach zehn Jahren, die diese Website bereits existiert, darf man schon mal die Luftschlangen entkorken. Ob es heute tatsächlich zehn und nicht erst neun Jahre sind, weiß nur das große Internet-Gedächtnis, aber das ist leider recht wortkarg und will nichts sagen. Können wir uns auf eine gefühlte Dekade einigen, lieber Leser? Wenn unsere Lieblingsband vor zwei Jahren das Fünfundzwanzigjährige feiern wollte und in diesem Jahr die ehemalige Plattenfirma das Dreißigjährige, dann kann auch ich die Zeitachse biegen.

Alles begann mit dem Entschluss, eine Website zu bauen, um HTML zu lernen. Webspace war bereits vorhanden, einzig es fehlte ein Thema. Dieses war jedoch schnell gefunden. Was lag näher, als eine Homepage über meine Lieblingsband zu machen? Außerdem sah ich Bedarf. Eine offizielle Homepage gab es noch nicht und auch Fansites waren rar. So entstand ein pinkfarbenes Design (ich entschuldige mich nachträglich dafür) mit einer Alben- und Liederübersicht sowie einer Bandvorstellung und einem Punkt „Über den Autor“.

Design 1997

Dieses Layout hielt nicht einmal ein Jahr. Es wurde 1998 abgelöst von einer mehr an Comics angelegten Gestaltung. Einige gezeichneten Elemente aus den Textheften der EAV wurden eingebaut, für die Menüleiste wurde die Schriftart „Comics“ verwendet (wäre heute ein No-Go). Inhaltlich tat sich einiges: Es waren bereits viele Liedtexte abgetippt, größtenteils angereichert mit Rezensionen von mir. Außerdem hielt eine Kurz-Biografie der Band Einzug in meine Website.

Design 1998

Ein wichtiger Meilenstein wurde Ende des Jahres 1999 vollendet: Die Homepage migrierte auf die Domain www.verunsicherung.de und wechselte außerdem das Design, das bewusst auf nur wenige Farben setzte: Schwarzer Hintergrund, graue Schrift sowie rot als Farbe für Hervorhebungen. Den Farbton entnahm ich dem Cover von „Im Himmel ist die Hölle los!“. Als Schriftart für Menüpunkte verwendete ich die kühl-technische Schriftart „Arial Black“. Die Idee war, ganz bewusst einen Kontrast zum Comic-bunten Design der EAV zu schaffen. Es soll bereits auf den ersten Blick für jeden Besucher ersichtlich sein: Die EAV ist nicht eindimensional. Sie ist nicht nur so, wie sie alle zu kennen meinen. Die EAV hat viele Facetten und ist nicht nur lustig, sondern hat auch ernsthafte Züge. Ich konnte natürlich nicht ahnen, dass Apple 2004 mit der U2-Special-Editon des iPods genau die Farben meiner Website wählte.

Design 2000

Schritt für Schritt - abgesehen von einer kleinen Kreativitätspause von mir - wurde im Laufe der Zeit die Website ausgebaut. Es kamen immer mehr Texte dazu. Außerdem führte ich die Rubrik „Extra verunsichert“ ein, in der ich ausführliche Nachrichten, Essays, Konzertberichte und später dann auch Satiren und sonstige stilistische Spielereien veröffentlichte. Die Kategorie „FAQ“ sollte außerdem häufig gestellte Fragen schnell und kurz beantworten.

Das Design von 1999/2000 ist im Grundkonzept bis heute geblieben, auch wenn ich an vielen Details herumgeschraubt habe. Unter der Haube hat sich jedoch 2004 einiges getan: Da die Updates sehr arbeitsintensiv waren, musste eine Infrastruktur geschaffen werden, die mir schnelle und einfache Änderungen ermöglichte. Ich entwarf ein auf XML und XSLT basierendes Build-System, das mir sehr vieles erleichterte. Da alle Seiten automatisch generiert werden, brauchte ich die Webdesigner-Krücke der Frames nicht mehr und konnte außerdem die Diskografie entscheidend verbessern. Beispielsweise ist das Liederverzeichnis, so denke ich, eine äußerst umfangreiche und nützliche Seite, mit der man schnell Übersicht über alle Texte und Versionen eines Liedes hat. Durch das Build-System war es mir endlich möglich, die restlichen Texte der EAV abzutippen und online zu stellen. Mittlerweile gibt es kaum noch Lücken.

Da das Internet mittlerweile nicht nur eine Informationsquelle für Nerds und Wissenschaftler ist, sondern vielmehr ein ausgereiftes Massenmedium (was auch die GEZ auf den Plan gerufen hat), steigerten sich meine Besucherzahlen in den letzten zehn Jahren drastisch. War ich über die 1-4 Hits pro Tag (so hießen die damals) noch rechtschaffen zufrieden, so haben sich seit dem Update 2004 die Page Impressions und Unique Visitors auf für mich kaum zu erträumende Zahlen hochgeschraubt. Ich bin schon ein bißchen stolz, dass das Interesse an meiner kleinen Fansite auch nach zehn Jahren immer noch steigt. Mittlerweile muss ich mir auch einer gewissen Verantwortung klar sein. Schließlich informieren sich Journalisten und Redakteure regelmäßig auf meiner Homepage über die EAV. Ja, sogar die alte Plattenfirma der EAV wusste meine Diskografie zu schätzen: Die Texte im Booklet der „Platinum Kolläktschn“ stammen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von meiner Website.

Die Tatsache, dass (fast) alle seit Gründung dieser Website geschriebenen Artikel und Meinungen noch online sind und zwar in einer nicht-aktualisierten Version, ist zum einen aus „historischen“ Gründen interessant, zum anderen ein Charaktertest für mich. Schließlich muss ich mich auf diese Weise ständig mit meinem alten Geschreibsel konfrontieren. Ja, man verändert sich im Laufe der Zeit. Vor allem bin ich jetzt mutiger geworden. Mittlerweile hab ich keine Skrupel mehr, meine schrägen und kranken Ideen auch in die Tat umzusetzen. So rief ich mal zur Umfrage „Ich hasse die EAV auf...“ auf (sie war so manipuliert, dass man nur „ich mag die EAV“ wählen konnte), schrieb drei Konzertberichte auf einmal oder berichtete von nicht existenten Preisverleihungen. Nicht jeder Leser konnte sich damit anfreunden. Aber hey, that's my world!

Was bringt die Zukunft? Die Diskografie wird weiter kräftig ausgebaut und das Design soll mittelfristig durch was Moderneres ersetzt werden. An Web 2.0 Gedöns denke ich aber nicht unbedingt zwingend. Angedacht ist außerdem, mein Paradigma der statischen HTML-Seiten abzulegen und die Seiten dynamisch generieren zu lassen. Dadurch würde sich die Interaktivität der Website verbessern.

Damit der geneigte Leser, der diesen langweiligen selbstreflektiven Artikel bis zum Schluss gelesen hat, auch für seine Standhaftigkeit belohnt wird, hier meine persönliche Top 14 der schönsten Suchbegriffe, über die Besucher auf meine Website kamen. Alternativer Untertitel der Top 14: „Wie man Besucher enttäuscht“.

Vielen Dank an alle Leser, an alle, die mir so lange die Treue gehalten haben! Und ein großes Dankeschön geht vor allem an die vielen Fans, die mich großartig unterstützten und Texte abtippten, Fehler korrigierten und mich mit beeindruckendem Fachwissen über noch so kleine Details versorgten! Außerdem danke ich natürlich unserer Lieblingsband. Schön, dass es Euch gibt!

Autor: Alexander Mayer

Letzte Änderung: 15.01.2007