Notizen über die allgemeine Verunsicherung

Covern als Lebenszweck

Arbeitslosigkeit? Klimaveränderung? Krieg auf der ganzen Welt? Alle diese Probleme sind ein Klacks im Vergleich mit den schweren Gewissenskonflikten, die die Echten Helden im Augenblick beschäftigen. Der Auslöser: Die Dance-Pop bzw. Trance-Formation Groove Coverage nahm sich „Fata Morgana“ zur Brust und machte daraus ein Lied mit dem schwer kommerziell angehauchten Titel „Holy Virgin“. Über die Musik lässt sich streiten, für die einen ist das Lied einfach tanzbar für die anderen Einheitsbrei, aber das Titelcover der Maxi-CD (es ist ein nacktes Modell mit einer Bibel und einem umhängenden Kreuz zu sehen) ist ähnlich wie der Text (u.a. von Lou „Mambo No. 5“ Bega) unverkennbar berechnend in seiner Ich-muss-provozieren-damit-mich-die-Leute-kaufen-Attitüde. Das I-Tüpfelchen ist aber zweifelsohne Frau Kader Loth, welche sich im dazugehörigen Video räckelt (Ausschnitt auf der Homepage von ihr).

Nun fragt man sich vielleicht: Wo ist der Gewissenskonlikt? Da jede Cover-Version auch ein bisschen Werbung für das Original ist, könnte sich „Holy Virgin“ auch positiv auf die EAV und das aktuelle Album auswirken. Immerhin wird immer wieder auch in den Medien darauf hingewiesen, dass es sich um ein EAV-Cover handelt. Sollen also wir Fans diese CD auch dann kaufen, wenn wir diese Musik nicht mögen, nur um indirekt den positiven Effekt auf die EAV zu erreichen? Aber wird es wirklich jeder bemerken, dass es sich um eine Fata-Morgana-Cover-Version handelt? Fragen über Fragen, aber zumindest gegen letzteres können wir etwas tun: Aufklärungsarbeit leisten.

Was sagt eigentlich die EAV zu dieser eigenwilligen Interpretation von Fata Morgana? DJ Novus, Kopf von „Groove Coverage“, meint dazu: „Klaus Eberhartinger [...] konnte sich schnell mit unserer Version anfreunden. Warum auch nicht?“ So so. Und man muss noch hinzufügen, dass man es auch als Ehre empfinden kann, dass eine Formation mit Chancen auf eine Top-Ten-Platzierung ein altes EAV-Lied „wiederentdeckt“. Aber die Frau L. hätten sie sich trotzdem sparen können ...

Autor: Alexander Mayer

Letzte Änderung: 06.08.2005