Notizen über die allgemeine Verunsicherung

Reißwolf: Amore-XL-Tour (erste Version) Nr. 4 (2008)

Anmerkung des Webmasters: Dieser Text basiert auf der ursprünglichen Planung der Amore-XL-Tour. Als sie dann nicht übernommen wurde, wurde eine zweite Version geschrieben.

Das neue Jahr ist an- und meine Schärfe ungebrochen. Endlich darf ich meine Krallen wieder ausfahren und steige in die Planungsuntiefen der Ersten Allgemeinen Verunsicherung ein. Ein neues Konzeptprogramm verspricht Thomas Spitzer den vor Ungeduld berstenden Fans und ich durfte hineinschnuppern und mich darin verbeissen. Und was ich da in mich aufsaugen und mit gierigen Augäpfeln lichten durfte, verheißt ein frenetisches Jahr 2008 mit einer zauberhaften Show und einigen Absdurditäten. Aber mal der Reihe nach: Starten soll die Tour mit dem wohl bekanntesten Zwischensketch „Drei verliebte Pinguine“, gefolgt vom Titelstück des neuen Albums „Amore“ mit verlängertem In- und Outro. Da flitzt der Speichel vom Gaumen, mutet sich dies doch als richtig saftig und rockig an. Die Bandvorstellung mit einer neuen Version des „Schweinefunks“ dürfte sicherlich nicht nur für Überraschung, sondern auch für beglücktes Grunzen im Publikum sorgen, wenn danach der Märchenprinz, dieses Mal nicht als Zugabe, die Bühne betritt. „Ein Freund“ vom neuen Album behandelt mit echtem Wiener Schmäh die Thematik der wahren Freundschaft und gehört zur EAV, wie der Glühwein in den Tank. Wenn „David und Goliath“ als Schattenspiel aufgeführt werden soll, verwirrt dies nicht nur den Reißwolf, sondern sicherlich auch das Publikum, da sich doch kein wahrlicher Bezug zum Thema Liebe herstellen lässt. Und statt die darauf folgende „Copacabana“, die man sich im Zugabenblock auch im Medley verbraten könnte, wäre es doch an der Zeit und passend zum Thema wieder einmal „Tarzan und Jane“ zu spielen. Ob meine Ratschläge beherzigt werden? Weitere Verwirrung kam bei mir auf, als ich sah, dass „Schnippel Schnipp“ gar nur als Lesung oder minimalistische Musikversion gespielt werden soll. Warum in drei Teufels Namen wird die Promo-Single nicht einfach so wie sie ist gebracht? Also bitte, liebe Jungs, da muss nachgebessert werden! „Küß die Hand, schöne Frau“ dagegen soll in der Hardcore-Version live zelebriert werden, was mich heiß und hungrig auf die weiteren Programmpunkte macht. Und vor allem beim nächsten dürften dem ein oder anderen Tränen der Rührung über die Wangen rinnen. Thomas Spitzer, dieser grenzgeniale Verrückte will mit „Zwirch und Zwabel“ die wohl verrückteste EAV-Geschichte auf die Bühne zaubern. Von Alien-Kostümen und dem „Raumschiff Entensteiß“ ist da die Rede. Lieber Thomas, das poppt so richtig im Karton! „Dann und wann“, eine neue Nummer folgt dann gleich im Anschluss und danach wieder ein Hit-Höhepunkt erster Sahne. In letzter Zeit im Hit-Medley verbraten, will man „Samurai“ samt genialem Schattenspiel mit der sechshändigen Liebesgöttin wieder zeigen. Das ist einfach nur noch Spitzer! Die „10 kleinen Japanesen“ löten in neuer Fassung gefolgt von „Only You“, welches schon in der „100-Jahre“-Show mit Thomas als Sänger groß umjubelt war. Hier würde ich mir wünschen, man würde eine neue Version zeigen. Nach dem Sketch „Moses und das Rote Meer“, der meines Wissens live auch noch nie gezeigt wurde, kommt der wohl genialste Coup des Programms: „Liebe, Tod und Teufel“ soll in neuem Arrangement und mit akuteller Textfassung die Halle so richtig zum Kochen bringen! Ein weiterer Klassiker, bekannt von der „Neppomuk Tour“ ist das Schattenspiel rund um Siegmund Freud, dass im Anschluss und als Einleitung zum Song „Nagelbett“ geplant ist. Auch den „Würger“ könnte ich mir in dieser Konstellation noch gut vorstellen, vor allem, da er auch ins Thema der käuflichen Liebe passen würde. Ein Schmankerl folgt auf dem Fuße: Der „Sandlerkönig Eberhard“, das wohl romantischte Stück, dass Thomas Spitzer je geschaffen hat. Anschließend sollte man doch einmal die ruhigere Seite der EAV zeigen und auch noch „Das Geheimnis“ aufgeigen! Und nun wieder eine Überraschung: Es gibt ein neues Medley: Das Schnulzodrom. Darin auftreten sollen neben dem „Puppenkiller von Mexiko“ auch „Ludo Jürgens“ mit „13 Jahr ohne Haar“, „DJ Mützi“, unter anderem mit seinem neuen Hit „Tote Lippen soll man küssen“, Hansi Hinterseer, Wolfgang Ambros mit „Der Hoferin“ und Falco. Eine große Überraschung ist wohl „Umberto Fotzi“ mit dem Song „Umberto e Sophia“ vom allerersten EAV-Album. Alternativ zum Medley hätte Thomas noch die Idee eines Unplugged-Teils in dem Songs wie „100 Jahre Oma“, „Wenn Hausfrauen träumen“, „Ein Herz für Tiere“, „Amore Romantika“ und Teile des bisher unveröffentlichten Liedes „Feuer der Liebe“ verarbeitet würden. Ich bin zwar für die erste Variante, aber warum schiebt man die zweite nicht einfach in den Zugabenblock um dort auch noch zu zeigen, dass die EAV durchaus auch „ohne Stecker“ eine Wuchtel ist? Nach den Medleys soll wie schon so oft ein Forscher kühles Nass suchen und nur eine „Fata Morgana“ finden. Nichts weltbewegendes, aber die Zuschauer wollen eben auch die Hits der EAV im Programm hören. Spannend würde es bei der scheinbar neu getexteten Version der nun anders heißenden „Soapera Bluffo“. Obwohl ich dieses Stück sehr mag, glaube ich, dass es ohne Mario Bottazzi nicht die Klasse erreichen kann, wie damals. Ausserdem wurde im bisherigen Programm schon sehr oft auf Schattenspiele und Zwischenstücke gesetzt, dass mir das Ganze etwas zu überladen wirkt. Etwas weniger ist meistens mehr! Danach soll es noch „Für dich“ in einer ruhigen Version (warum dass denn?) und dann das „Amore“-Reprise geben (hey, das muss rocken!). Der Ausklang des regulären Konzertes wäre eine neue Version der „Drei verliebten Pinguine“. Als Zugaben sind ein Medley aus „Frauenluder/Heiße Nächte (in Palermo)/300 PS/3 weisse Tauben/Schnippel Schnipp/Ding Dong/Rumsti Bumsti/Die Russen kommen“ geplant. Desweiteren würde sich Thomas „Ba-Ba-Banküberfall“ und „Küss die Hand, Herr Kerkermeister“ neben dem gesetzten „Morgen“ wünschen. Revuepassierend konstaniere ich Folgendes: Es ist ein größtenteils rundes Programm mit Highlights, neuen Songs und Klassikern. Dennoch könnte es meines Erachtens ein paar mehr Songs, wie z. B. „Möpse“, „Swingerclub“ und „Cinderella“ vertragen. Was dieses Mal sehr kurz kommt ist definitiv die politische Seite der EAV, weshalb mindestens „s'Muaterl“ (die Liebe zur Kirche) und unbedingt der neue Song „Panga Panga“ gespielt werden müssen. Vielleicht konnte ich mit meiner Kritik noch etwas erreichen und wir alle können dann ab 30.01.2008 die beste Show der EAV sehen!

Es grüßt in harrender Stellung der vor Spannung voltierte in Watt verpackte Reißwolf.

Autor: Wolfgang Hofer, Illustration: Tanja Graumann