Reißwolf: Vorfreude auf „Amore XL“ Nr. 2 (2007)
„Trullulu und Tirrilla – zwangsgereimt wird nicht in diesem Jahr!“ Ich befasse mich heute mit dem wohl ehrlichstem EAV-Album der 102-jährigen Geschichte und habe meine Zähne in das runde Produkt gebissen, das immer noch in der Produktion steckt. Thomas Spitzer werkelt an seinem Jahrhunderteinswerk, daß das persönlichste seines bisherigen schrägen Schaffens werden könnte. Verarbeitung eigener Erfahrungen zum Thema Liebe hat er sich auserkoren, die er nicht nur mit lustigen, sondern auch mit ernsten Texten darstellen will. Die EAV ohne Humor? Geht denn so etwas überhaupt? Ich glaube ja, denn nur wer über seine eigenen Schamhaare springt, bringt Neues hervor und ich habe fast die Vermutung, dies könnte bei dieser neuen Platte aufs Leberhartigste funktionieren. Das Liebesleben der letzten Jahre gestaltete sich bei Thomas Spitzer als Karussell, von einer Liane zur nächsten, durchs Asawa-Wuwu des kunterbunten Grau in Graus mit Schwarztönen. Daß der Spitzer mit scharfer Feder nun zeigen will, daß aus diesen Lebenserfahrungen nicht nur rosafarbene Himbeerlieder werden können, möchte er uns allen beweisen. Ich hoffe, daß ihm dies auch gelingt. Lobenswert ist, daß die Plattenfirma sich darauf eingelassen hat, daß die EAV auch textlich reifer und noch kritischer geworden ist. Und so dürfen die Fans allem Anschein nach auf ein sehr abwechslungsreiches Album hoffen. Themen wie die gleichgeschlechtliche Liebe, die Beschneidung der Frau am Körper und in ihren Rechten, die Liebe unter vielleicht senilen Senioren (ob dies wohl eine Anlehnung an das Austropop-Sanatorium ist?) oder auch mal typisch EAVig die Lovestory zwischen Ramses II. und Nofretete (Thomas, bitte mach uns den Ramses!!!) sollen auf dem Album vertreten sein. Songs zu Schönheitschirurgie, tragischen Matadorkämpfe und dem schönsten Arsch der Stadt (ist daß der von Leo?) werden sich die Klinke in die Hand geben und wenn dazu noch erwähnt wird, daß das ganze sehr rockig klingen soll, dann sehe ich mich fast gezwungen meine sonst so kritischen Klingen ein wenig einzufahren. Natürlich möchte ich zuerst das Endprodukt abwarten, um eine detailierte Kritik anbieten zu können, aber die ersten Infos hören sich sehr wirklich sehr vielversprechend an. Daß Thomas sich für das Titelmotiv auf „Amore XL“ zwei kopulierende Neppomuks vorstellen kann, finde ich wirklich eine lustige Idee. Bin ja nur mal gespannt, ob nach Himbeerland und Frauenluder die nächste Zensur via schwarzem Balken notwendig sein wird, oder ob die Kunst in ihrer Gunst obsiegt. Eine Bitte an Klaus: Bitte verletzte Dich beim Tanzen nicht an den Stimmbändern, damit du möglichst bald die Lieder einsingen kannst – und bitte die Kurzgeschichten nicht vergessen! Ach ja, um meine Spitzzüngigkeit zu beweisen, möchte ich schon noch nachhaken und gebührlichst darum bitten, daß die Platte noch vor der nächsten Sonnenfinsternis erscheint. Ich hörte munkeln, es gäbe ein paar Menschen, die darauf warten! Jetzt muß ich aber dringend zu meiner Reißwölfin, deshalb in diesem Sinne: Fröhliches Amore und bis die Tage!
Euer (zu zahmer?) Reißwolf
Autor: Wolfgang Hofer, Illustration: Tanja Graumann