Notizen über die allgemeine Verunsicherung

Wiener Blue(s) - Baron Karl - Die erste Wiener Sandler-Operette

Baron Karl - Die erste Wiener Sandler-Operette

2CD: 2022 AT (Vektorix Media VX22-7503)

CD 1

  1. Die 1. Wiener Sandler-Overtüre feat. Konrad Lorenz (3:43)
  2. A so a Sandler in Wien (1:45)
  3. Baron Karl Blues (5:12)
  4. Unfallprotokoll: Bestandsaufnahme durch Insp. Wudracil (2:10)
  5. Requiem für Baron Karl (5:10)
  6. Baron Karl in Zwischenreich, zwischen Himmel und Hölle (10:42)
  7. Die Mission (5:28)
  8. Trauer Blues für Baron Karl (2:01)
  9. Ruth Klobocek, gerettet vom Baron Karl (3:45)
  10. Die Trauung (1:01)
  11. Edi Kolowrat-Krakowsky, der Schnösl (2:17)
  12. Der junge Adolf H. (2:14)

CD 2

  1. Trauer Blues für Baron Karl II (1:12)
  2. Insp. Wudracil stellt sich vor (2:41)
  3. Die wundersame Auferstehung Baron Karls (2:10)
  4. 3 Tage zurück - versetzte Zeit (1:06)
  5. Die „Bohnenzeitung“ präsentiert „die letzte Chance“ (2:57)
  6. Baron Karl hat eine Eingebung (4:03)
  7. Komm. Rat Hubalik, Mr. „Bohnenzeitung“ (5:18)
  8. Freiübungen für den Letzte-Chance-Beitrag (1:39)
  9. Das „Die Nonne Ruth & Baron Karl“-Duett (6:14)
  10. Die letzte Chance, moderiert von Peter Rapp (6:34)
  11. Die Mission II (4:44)
  12. Das Amulett (1:14)

Credits

Text: Nino Holm (Libretto)
Musik: Nino Holm
Marschanzger Pepi: Eik Breit
Edi Kolowrat-Krakowsky: Eik Breit
Apostel Petrus: Eik Breit
Kommerzialrat Hubalik: Eik Breit
Pompfüneberer III: Eik Breit
Kellergassen Heinze: Heinz Jiras
Ruth Klobocek: Heinz Jiras
Todt: Heinz Jiras
Ministrant II: Heinz Jiras
Inschbektor Wudracil: Peter Steinbach
Polar-Torschsten: Nino Holm
Pompfüneberer II: Nino Holm
Adolf H.: Nino Holm
Engel I: Nino Holm
Herrgott: Klaus Emilio Kofler
Aufnahme: Klaus Emilio Kofler
Baron Karl: Erwin Leder
K. Lorenz: Erwin Leder
Eierwally: Doris P. Kofler
Ministrant I: Doris P. Kofler
Hochwürden: Doris P. Kofler
Ruth die Nonne: Doris P. Kofler
Teufel: Doris P. Kofler
Kernöl Kurtl: Florian Widhalm
Der junge Baron Karl: Florian Widhalm
Pompfüneberer I: Florian Widhalm
Peter Rapp: Peter Rapp
Journalist: Robert Perscheé
Regie: Robert Perscheé
Studio: Art-Theko Studio

Bemerkungen

„Baron Karl“ ist ein von Nino Holm nach einer Idee von Peter Steinbach geschriebenes Musik-Theaterstück, das die (dramaturgisch überhöhte) Lebensgeschichte der historische Figur des Wiener Originals Karl Baron aus dem Bezirk Favoriten nacherzählt. Baron Karl, wie er immer genannt wurde, war ein Sandler (Obdachloser) der ganz besonderen Art, der große Popularität in der Bevölkerung aufgrund seiner sozialen Ader erreichte. Als er tragisch durch einen Autounfall verstarb, sollen tausende Wiener seiner Beerdigung beigewohnt haben.

Die hier vorliegende Doppel-CD ist die Hörspiel-Fassung des Stücks. „Baron Karl“ ist zweifelsohne das Meisterstück von Nino Holm, welches eine lange Entstehungsgeschichte hat. Die erste Vorpremiere des Stücks war im Jahr 2014, die erste Aufführung aber dann erst wm Jahr 2021 im Wiener Metropol. Immer wieder wurde das Stück geändert und erweitert. Die letzten bekannten Aufführungen waren im Theater-Center-Forum 24.05-04.06.2022 in Wien. Da Peter Steinbach leider im Dezember 2023 tragisch bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen ist, wird es vermutlich keine weiteren Aufführungen geben.

Die Handlung ist genretypisch schlicht und scherenschnittartig, aber liebevoll und unterhaltsam: Baron Karl ist ein bei seinen Sandler-Kollegen und der Wiener Bevölkerung gleichermaßen beliebter Sandler mit sozialer Ader. Sein Leben auf der Straße begann, als er sich in die hübsche Ruth verliebte und heiratete, diese aber kurz nach der Hochzeit sich vom Filmproduzenten Edi verführen ließ. Er lockte sie mit einer großen Filmkarriere von Karl weg, was sich aber schnell als falsches Versprechen entpuppte. Als sie das bemerkte, war es aber schon zu spät. Karl war wie vom Erdboden verschwunden. Später stirbt Baron Karl auf tragische Weise, als er beim Urinieren von einem russischen LKW überfahren wird. Die Sandler-Kollegen trauern um ihn bitter. Inspektor Wudracil, welchem die Sandler bestens vertraut sind, schreibt trocken einen Unfallbericht. Währenddessen erfährt Baron Karl im Zwischenreich zwischen Himmel und Hölle vom Herrgott, dass er wieder auf die Erde zurückgeschickt wird, weil er erkennt: er hat noch eine Mission! Er muss mit seinen Sandler-Kollegen bei der Musik-Talent-Show „Die Letzte Chance“ gewinnen. Mit dieser göttlichen Mission beseelt kehrt er zu den überraschten Sandler-Kollegen zurück und trainiert mit ihnen für den großen Gewinn. Zwischenzeitig will der Chef der mächtigen „Bohnenzeitung“ Kommerzienrat Hubalik Baron Karl für eine Kolumne über das Sandlerleben anwerben, dieser lehnt jedoch ab, was Hubalik entzürnt. Leider sind das schlechte Vorzeichen für die Teilnahme an der Show „Die letzte Chance“, denn selbige wird von der Bohnenzeitung veranstaltet. Als die Sandler dann ihren Auftritt in der Sendung haben, wird auch prompt der Strom abgedreht. Das wiederum weiß Insp. Wudracil zu verhindern, denn Wien sei sozial und egal ob arm oder reich, jeder solle dieselbe Chance haben. Die Sandler gewinnen die Sendung. Das ist aber noch nicht das Ende. Denn die wahre Mission von Baron Karl wird erst klar, als eine Nonne zu den Sandlern zur Armenspeisung kommt. Es ist die einst geliebte Ruth. Sie ging ins Kloster, nachdem sie schwanger war und ein Kind gebar. Anhand eines Amuletts erkennt sie das Kind, dessen Vater Baron Karl ist: Es ist einer der Sandler-Kollegen von Baron Karl. Baron Karl ist mit Ruth versöhnt, hat von seinem Sohn erfahren, mit dem er jahrelang ohne es zu wissen zusammenlebte und wird nun vom Herrgott gerufen, wieder in den Himmel zurückzukehren. Er geht zum Urinieren und der LKW überfährt ihn.

„Baron Karl“ ist der Höhepunkt des Schaffens von Nino Holm. Mit einer eleganten Sprache, viel Witz und eingängigen Melodien ist ihm eine ebenso unterhaltsame wie liebevolle Hommage an Baron Karl und Wien Favoriten gelungen. Den Schauspielern wird durchaus einiges abverlangt, denn letztendlich wird ein Großteil der Geschichte durch Erzählungen der Sandler erzählt, welche selber in die Rolle der Protagonisten der Geschichte schlüpfen. Ein Stück wie geschaffen für so einen vielfältig begabten Musiker und Bühnenmenschen wie Eik Breit, welcher den Maschanzger-Pepi spielt. Nino Holm spielt Polar-Torsten. Die Hauptrolle übernahm der Film- und Theaterschauspieler Erwin Leder.