Notizen über die allgemeine Verunsicherung

Pressestimmen zu HiHö

Wieviel Blödeleien verträgt ein Mensch?

Wenn sich das Blöde in seine Blödigkeit so richtig hineinsteigert, immer blöder und blöder, dann wird es manchmal plötzlich witzig. Unfreiwillig. Zu steuern ist dieser Prozeß seiner Natur nach nicht. Die „Erste Allgemeine Verunsicherung“ versucht es trotzdem.

Ihr neues Album „Im Himmel ist die Hölle los“ wurde frei von jeder Selbstkritik produziert. Noch der platteste Gag mußte mitgenommen werden, nach dem Motto: Hauptsache, uns ist überhaupt was eingefallen. Und doch hat das neue Album geniale Momente und Minuten, meine Güte, ganze Songs sind genial.

Wer's nicht glauben will, hier ein paar Verse: „Der Teifl fahrt Ferrari, der Herrgott, der geht z'Fuaß. Es kann si kaner vurstelln, wia der Teifl leiden muaß!“ Und wenn die Lyrik dann wieder schwächelt, kommt dafür das musikalische Genie der EAVlinge zum Tragen: Sie können Melodielinien schreiben, daß Madonna neidisch werden müßte. Sie ziehen sich so ins Ohr hinein, daß sie auf der Erinnerungs-Schlaufe kleben bleiben.

Textlich hingegen werden diesmal sogar gewisse intellektuelle Ansprüche befriedigt, und das nicht zu knapp. Betroffenheit dürfen gerade auch Satiriker zur Sprache bringen „wenn sie's denn in ihrer Sprache tun. Lustig und politisch korrekt sein“ ein Kunststück. Bravo, EAV!

Und bei dem einen Kunststück bleibt es nicht. Diese Band setzt wie keine andere auf special effects. Man könnte auch sagen, ihr Sound sei die akustische Entsprechung des gespielten Witzes respektive eines grellen Comics. Warum nicht, wenn's gut gemacht ist. „Gut“ heißt hier: technisch in Ordnung. Von Geschmack war nicht die Rede.

Ansonsten ist auf der Platte alles drauf, was man kennen und lieben gelernt hat von Spitzer und Eberhartinger, wie zum Beispiel den Sprechgesang, der schon seit jeher nicht an Rap denken ließ, sondern an Kindergarten. Wie dem auch sei: dieses Album ist, bei all seinen Schwächen und Stärken, und dem Schwanken zwischen diesen, besser als das vorige. Deutlich.

NZ

Autor: Alexander Mayer

Letzte Änderung: 17.07.2000