Notizen über die allgemeine Verunsicherung

Kochshow

Yeah! Passt ma guad, oder? Hehe. Ja, es hilft nichts. Es ist eine Tatsache, die
neuen Helden am Unterhaltungsolymp, das sind die Fernsehköche.
Das sind die neuen Götter in weiß. Ja, das sind unsere neuen Supermänner.
Was heißt Supermänner? Supermann war gestern! Suppenmann ist heute!
Und weil das so medial erfolgreich und populär ist, springen auch viele Prominente
auf diesen Zug auf. An dieser Stelle, bevor's a blöde Rederei gibt, gebe ich öffentlich
zu (des is jetzt grad modern), ich bekenne: Ich habe mal an einem Promidinner
teilgenommen. Ja, und? Ja, eh! Ja, ja, ja! Es war schrecklich. Vor allem, was
ich gekocht habe war noch schrecklicher. Seitdem weiß ich auch, dass Kochen zu
Recht rezeptpflichtig ist.

Es gibt aber noch viel mehr und größere, also echtere Prominente,
die sich mit Kochen wieder in die Schlagzeilen bringen wollten.
Es ist im Oscar-Rummel ein bisserl untergegangen. Ein paar Woche davor
hat ein gewisser Arnold Schworzenegger. Arnold Schworzenegger. Früher hat er
Arnold Schwarzenegger geheißen, war Steirer. Aber jetzt ist er ja Arnold
Schworzenegger, the Governor of California. Er hat präsentiert ein paar Wochen
vor'm Oscar sein Governor's Steak. Governor's Steak von Arnold Schworzenegger.
Hat auch dort den Beinamen „die kalifornische Henkersmahlzeit“. Jo, französisch
heißt das „Boeuf Arnold“. Ja, aber „kalifornische Henkersmahlzeit“ deshalb, weil
er ist ja Befürworter der Todesstrafe, gell? Insofern ein einfaches Rezept:
Gut abgelegenes Fleisch, a bisserl Elektrogrill, passt scho.
Last Food statt Past Food äh Fast Food. Past Food gingad a.

Aber auch meine gute, liebe Freudin Paris Hilton,
ja sie ruft mich regelmäßig nicht an, meine liebe gute Freundin
Paris Hilton hat angekündigt, sie möchte eine Koch-DVD aufnehmen.
Praktisch vom ID-Girl zum Eat-Girl.
Und so unter dem Motto magere Hühnerbrust liest Rezepte.
Die Schwierigkeit wird sein: Lesen! Aber weil wir gute Freunde san, ham wir
g'sagt: Wir greifen ihr unter die Arme und schicken ihr einen Fortbildungskurs.
Wir schicken ihr zwei, drei Päckchen Buchstabensuppe.

Auch die EAV (wir) wurden gefragt von Seiten (klarerweise) der Industrie, also
Plattenfirma, wir sollen uns was einfallen lassen. Ja, also, weil, die
Plattenkäufe, ich sag's ehrlich, sind halt a bisserl rückläufig in Zeiten des
Internets. Des Downloading heißt des jetzt. Also jeder holt sich ja irgendwo
dauernd etwas herunter und zahlt nicht einmal dafür. Da ham's g'sagt: „Macht's
was, Buam! Steuert's dem entgegen! Irgendwas mit Kochen!“ Dann ham wir g'sogt:
„EAV und Kochen? Essen, ja. Verdauen auch. Aber Kochen?“
Aber wir wollte nicht unkooperativ sein. Wir haben uns was überlegt.
Ha, sind in uns gegangen. Da ham wir nichts gefunden.
Aber, die Muse hat uns trotzdem geküsst und wir fanden etwas, was zu uns passt.
Nämlich Retro-Cooking. Retro is ja „gutes, altes“, also praktisch Antiquitäten.
Retro-Cooking heißt nichts anders als Resterlverwertung.

Also wir haben uns gedacht, wir nehmen ein paar alte EAV-Schinken, hauen sie in
einen Topf, rühren gut um, würzen natürlich alles, damit sie ein bisschen
anders daherkommen, also zum Beispiel mit Vorschuss-Lorbeer oder Best-Sellerie.
Lassen das ganze aufkochen bis es wirklich heiß ist und servieren es dann
eiskalt. Da sind da so Sachen herausgekommen wie:
„Ich bin der Mörchenprinz“, haben wir verworfen.
„Küss die Hand, Kabeljau“, auch verworfen.
Aber im Endeffekt haben wir uns dann auf eine Speisenkarte geeinigt, die kann sich
sehen lassen. Drei Gerichte, da sagen wir, da stehen wir dahinter. Das können
wir servieren. Das erste Gericht ist Hausmannskost, bodenständige Küche. Und da
kommst Du ja nicht vorbei am Grundnahrungsmittel des deutschsprachigen Raumes
und des ist und bleibt das Schwein.

Im Rohr allein ein Bein vom Schwein.
Nicht Ente mit Trüffel oder Büffel.
Nicht Kaviar, nicht Räucherlachs,
der Steirer liebt die Schweinehax
und zwar mit Semmelknödel — edel!

Schau, schau, schau!
Da bruzelt sie, die Sau!
Schau, schau, schau!
Woher kommt sie genau?

Es war das Schwein von Mykonos,
dem man in seinen Rüssel schoss.
Es war das Schwein von Mykonos,
ich glaub es ist sein Bein für immer los.

Jetzt schwimmt die Stelze riesengroß
von diesem Schwein aus Mykonos
in einer dunklen Hopfensoß'!

Ja, die ist natürlich schwer verdaulich.
Da haben wir gesagt: „Wir brauchen was leichtes, wir brauchen eine leichte Küche.“
Und was, liebe Herrschaften, ist leichter als Geflügel?

Drei weiße Tauben die machen guru.
Drei weiße Tauben, geschnetzelt im Nu!
Drei weiße Tauben, die geben was her!
Drei weiße Tauben, wo ist mein Gewehr?

Ragout, Ragout! (Ragout, Ragout)
Ragout, Ragout! (geschnetzelt im Nu!)
Drei weiße Tauben,
die mussten dran glauben.
Ragout, Ragout! (Ragout, Ragout)
Ragout, Ragout! (geschnetzelt im Nu!)
Drei heiße Tauben
und ein Tiramisou!

Nicht fehlen darf auf einer Speisekarte, die ein bisserl was auf sich hält,
ein Gericht aus Fernost. Wir wissen ja, die Asiaten kochen ja durchaus und
durchwegs mit frischen Zutaten.
(Wuff, wuff!) Danke, Franzi!
Aber das erinnert mich an ein gutes altes chinesischen Küchensprichwort,
das da lautet:
„For each Wok, there is a dog!“
Oder frei übersetzt auf deutsch:
„Für jeden Topf gibt es einen passenden Dackel.“

Schnorli, Schnorli, Schorli,
mein Gott war unser Schnorli süß.
Dem Schnorli fehl'n links und recht die Ohrli.
Im Wok, da schwimmen Schwammerl,
zwei Ohrli und vier Füß'
mit Bambussprossen und viel G'müs'.
Mein Gott, schmeckt unser Schnorli süß!

Ja, Kochshows, da musst schon was bieten! An dieser Stelle fühl ich mich
genötigt, mich bei allen Vegetariern im Saal zu entschuldigen. San welche da
heute? Wo? Könnts Euch ruhig melden, Euch erkennt man sowieso an der
Gesichtsfarbe. Die elegante Blässe. Kommt von der langen Verdauung. Na, i sieg
scho. Echter Vegetariere? Also eingefleischter Vegetarier? Wahnsinn, ha? Ich
weiß natürlich, ihr habt's ein komplett anderes Motto, nämlich:

Mach nie ein Tier auf,
schau niemals rein.
Mach nie ein Tier auf,
das muss nicht sein.

Ist erst das Tier auf,
dann ist's zu spät.
Dann hilft's auch nicht,
wenn's wieder zugenäht.

Können sie sich erinnern? Früher san wir spazieren gegangen, heute geht man
walken. Wenn sie sich unmotiviert zwei Stecken hinten nachschleifen gehen sie
Nordic Walken. Und deswegen heißt es auch nicht mehr „kochen“ sondern
„cooking“. Retro-Cooking haben wir schon gehört. Es gibt in Österreich seit
fast zwei Jahren schon ein irrsinnig abgefahrenes Ding, das heißt „Silent
Cooking“. Wahnsinn! Ein Koch, der nur kocht und nichts redet! Wahnsinn! Wenn's
das dem Schuhbeck, dem Zacherl, dem Lafer, dem Lichter, der Wiener vorschlagst,
die gehen zur Menschenrechtskommission. Die sag'n „bist deppat, kochen ohne
reden?“. Dann gab's oder gibt's „Social Cooking“, also „viele Köche verderben
den Brei“. In jeder Fernsehsendung sind immer dieselben Gesichter. Manchmal
nehmen's halt Amateure dazu. I sog hoid, des wos früher Gruppensex war ist
heute Rudelkochen. Der letzte Schrei, also das allerneueste, ist „Extreme Cooking“
und da der allerallerletzte Schrei ist „Bizzare Cooking“. Des brauch ich ihnen
jetzt aber nicht erklären, weil wir sind in der glücklichen Lage, wir haben
den Meister des Bizarre-Cookings heute Abend hier.
Meine Damen und Herren, hach, mir rinnt's ganz kalt den Buckel runter,
wenn ich an seine Kochkünste denke. Er ist gerade auf Deutschland-Tour,
ist gerade aus Klein-Rammstein hierher.
Der Mann hat schon viele Lämmer zum Schweigen gebracht:
Mister Hannibal Lektor!

Fahl und bleich liegst Du vor mir,
gehäutet wie ein nacktes Tier,
ohne Blut und atemleer,
gewesener Rabe Nimmermehr!

Aufgebrochen, bis auf's Bein
gutes Fleisch, sollst meines sein!

Ich wärm Dich mit dem Bunsenbrenner!
Aus dem Weg, hier kommt der Kenner!
Ich bring es für Euch auf den Nenner
mit Motorsäge und Bunsenbrenner!

Schuhbeck, Lichter, Mälzer, Zacherl,
lauwarm wie ein Himbeerkracherl!

Ich wärm Dich mit dem Bunsenbrenner!
Aus dem Weg, hier kommt der Kenner!
Ich bring es für Euch auf den Nenner
mit Motorsäge und Bunsenbrenner!

Liedteile und Zitate

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