Notizen über die allgemeine Verunsicherung

Austro Rocksanatorium

Guten Abend meine Herrschaften, darf alle herzlich
willkommen heißen bei mir im Austrorock-Sanatorium
in Wien in da Alzheimer Straße Nummer 10, gleich
neben den Musikerkrematorien. Hab heute extra für
sie a paar sehr interessante Patienten
vorbereitet. War'n ja früher allesamt mal große
Musiker. Aber heut' im Jahr 2030 kennt's ka Mensch
mehr. Sind aber nach wie vor ganz liebe
Persönlichkeiten, zum Beispiel unser ältester
Patient ist ganz besonders lieb zu den blutjungen
Krankenschwester-Schülerinnen. Ja, den hört man
immer wieder singen aus der Urologie:

Merci, merci, merci,
für den Einlauf, Cheri.

Ja, ja, der Udo Jürgens, der oide Steinsbartl (?)
mein lieber. Jetzt is er schon über hundert, geht
ja eh nix mehr, aber greifen möcht' er immer noch.

Na, dann ham wir do unser Hausband, die EAV,
eigentlich müssten die ja EA-Blau heißen noch den
Leberwerten, die die noch heute ham. Wos ham die
ned früher für große Hits g'habt? Heut' singens ja
nur mehr noch von ihren Krankheiten, wie zum
Beispiel:

Ba-Ba-Bandscheibenvorfall...
Die Gicht ist immer und überall!

Ja, ja, kennen's den noch? War früher so ein
dynamischer Gitarrist, da Thomas Spitzer. Na,
Tommy?

Tirili, tirila,
I hob's mit der Prostata!

Ne, dann go, Tommy, go,
vielleicht schaffst as bis auf's Klo!

Den find' ma immer wieder, da braucht man nur den
Tropferln nachgehen. Bitte, auch der Märchenprinz
ist bei uns auf der Intensivstation. Es geht ihm
nicht sehr gut. Also wenn ich seine Geschichte
beschreiben müsste, dann wär' des ungefähr so:

Vor fünfundzwanzig Jahren, da war er noch ein Hecht,
stets auf der Suche nach dem weiblichen Geschlecht.

Doch was ihn heut' bedroht, das ist die Atemnot.
Zu viele Hasen sind des alten Jägers Tod!

Ihm bleibt nur noch eine Chance:
Hinein ins Stützkorsett und ab in die Provence.

Auf der Austrostrada,
da nimmt er ein Viagra,
weil auch die Potenz,
wird leider immer mag'rer.

Zum Fünfuhr-Blasentee bricht er in den Kursalon,
eingehüllt wie einst in eine Wolke Pitralon.

Denn es denkt der alte Iltis,
dass eines von den Mädels noch immer auf ihn wild is.

Er war der Märchenprinz, Ma-Ma-Ma-Märchenprinz.
Ma-Ma-Ma-Ma-Ma er war der Märchenprinz.
Er war der Märchenprinz, Ma-Ma-Ma-Märchenprinz.
In der Provinz war er der Märchenprinz.
Mamamama, uhuhuaha,
beim nächsten Vogerltanz,
holt ihn die Amulanz.

Danke sehr! Ich werd's ihm erzählen, das freut
ihn. Das freut ihn, das freut ihn. Dann ham wir do
in unserem Sanatoriumsgarten drei steirische
Altmusiker. Die sitzen dort immer, stehn nie auf.
Wir lassen's auch einfach sitzen, weil es is eh
wurscht. Früher bei ihren Konzerten sind's auch
immer nur gesessen, ned? Wenn de moi aufg'standen
sind, dann war des scho a Leistungssport, mei
Lieber! STS ham's geheißen. Weiß auch nicht, wofür
des steht: Steinjäger, Tequilla, Schliwowitz. Wo
is denn der dritte heute?
- Gstorb'n!
- Gstorb'n, na ja, dann sing heut ich mit.
Dann sitzen's im Garten und singen so Sachen wie:

Großvater,
konnst Du ned aba komma auf an Blasentee?
Großvater,
i mecht da sovui song, doch's Kreiz duat mir so weh!
Großvater,
zur Zeit bin ich im Rollstuhl auf Tournee,
Großvater.

Oder des andere do:

I wui wieda ham,
fühl' mich wie ein morscher Bam.
Brauch' ka große Wöid,
nur's Altersheim in Fürstenfeld.

Und irgendwann bleib ich dann durt,
kann weder lieg'n noch sterb'n,
aus der Konserven kommt des Bluad.

Danke, Burschen! Geht's wieder auf Eure Zimmer!

Vor vierzehn Tagen, also vor zwei Wochen, nen, da
ham's einen eingeliefert, sog ich ihnen, der hod
ausg'schaut, ich hob ihn gar nicht erkannt! Erst
als ich näher kam, hob ich g'seng: Jössas, des is
ja da Georg, da Schorschi, da Danzer! Der war
beinanda! Ganz blau war er im Gesicht! Da sog i:
„Georg, was is denn passiert, um Gottes Willen!“.
Da hod a g'sogt, folgende G'schicht hod a ma
dazöhlt:

Neilich führ'n mi um hoibe zwa ins AKH,
mit am Nierenleiden und am Mogeng'schwür.
Da mocht mein Herzschrittmacher plötzlich einen Bumpara
und da Oberarzt kommt eine bei der Tür.

Und sogt:

Jö schau, is der blau, jessasna!
Der braucht an Bypass oder glei zwa!
Geh wui, oiso pfui, meiner Sö',
gebt's ihm an Sauerstoff aba schnö!

Es geht ihm scho vü bessa! Geht ihm scho vü bessa!
Wen ham wir denn da noch? Ja, auf Zimmer 13 hab
ich noch einen sehr interessanten Patienten. Den
kann ich Ihnen jetzt aber gar nicht vorführ'n,
weil der verlässt sein Zimmer nie. Er kann's und
will's einfach nicht glauben, dass sogar er älter
geworden ist! Na gut, ich mein: Ein eitler Bursch
war er immer schon, aber jetzt steht der den
ganzen Tag vorm Spiegel und singt sich selber was
vor. Jetzt muss ich ihnen direkt zeigen, wie sowas
ausschaut, passen's auf:

Ich hatt' an Hintern wie Apollo,
doch heute hab' ich an Ballon.
Ich sang so schön wie René Kollo,
jetzt treff i kan anzigen Ton.

Ich hab ein Herz ois wia ein Bergwerk,
so schwarz und einen grauen Star.
Seitdem ich mir nicht mehr mein Werk merk',
siech ich dahin im AKH.

Matto-Matscha, wer'n ma werden,
Matto-Matscha, wer'n ma sein,
doch als schönster Mann zieh' ich ins Altesheim ein.
Matto-Matscha, wer'n ma werden,
doch egal, was auch passiert.
Wir machen weiter bis das Herzblatt explodiert.

Hahahaha! Der Raini, unser Raini, der Fenchel-Tee
Raini so heißt er bei uns. Das trinkt er am
liebsten. Bitte und für die älteren unter Ihnen,
die wer'n sich vielleicht noch erinnern. Die waren
zu dritt a Zeit lang. Da Danzer, da Fendrich, da
Woiferl Ambros. Na ja, er hat a bisserl
zug'nommen, ned. Aber er ist bei uns halt in der
G'schlossenen, er hod an so an schweren
Skiunfall g'hobt. Springt er herum in der
Gummizellen und schreit „Skifohr'n! Skifohr'n!“.
Seit vierzehn Tagen greift der sich immer an den
Schritt, i was a ned, wos des is. Sog amoi,
Woiferl, kumm amoi her! Wos is'n passiert? Host
die verletzt beim Umanadaspringen?
- Nix!
- Ah, nix, nix! Ah, i was scho! Host da wieder di
oiden Michael Jackson Videos ang'schaut, ned?
- Ah wos, Michael Jackson, nix!
- Ah ja, den mog er gar ned. Ja, irgendwos is,
erzöh'! Also is er erleichtert. Applaudiern's,
sonst werd er rabiat!
- Patschst des Beitel (?)!

Er steht mir scho, seit Jahr' ned
und beim Schiffen duats ma meistens weh!
Und irgendwie hob i des G'fühl,
mei Zopfal, des is hoid nei.

Manchmal wird a größer,
doch meistens bleibt er kla.
Und i denk ma:
Des is a riesen Schand.

Weil i hob eam unt i hob eam gern,
doch langsam wochst er zamm!

Jetzt geh i Hans Moser singa!

Griaß Eich! Ich bin's, der Hansi!
Hob die Zelle neben an Wolfgang Ambros, ham's
vergessen, abzusperren. Ich g'frei mich sakrisch,
dass ich heute do sein derf. Es ist für mich wie
ein Geschenk. Und ich möchte Euch dafür auch was
schenken. Ich schenke Euch heute Abend ein Lied.
Und ich schenke es vor allen Dingen allen
Hausfrauen, die immer so brav meine Platten
gekauft haben. Wie zum Beispiel Du da, Resi, vorne in
der ersten Reihe, hab Dich schon gesehen!
Erinnerst Du Dich noch? Damals, es war doch der
schönste Tag in Deinem Leben! Keine wollte Dich
haben, ich eigentlich auch nicht. Aber ich habe
Dich genommen und dann schenkte ich Dir zwei
Augenringe aus Silber, ein Herz aus Gold und das,
was Du Dir schon immer gewünscht hast.

Ein schneeweißes Brautkleid, gemacht eine Nummer zu klein.
Es sollt' eine andere tragen, denn Du, Du passt da nicht hinein!
Ein schneeweißes Brautkleid, es platzt in der Mitte der Nacht.
Da gab es einen Knall
und Du standest nackt im Saal,
doch die Erinnerung, die bleibt ein Leben lang.

Ciao, pfiat Eich! Es war bärig!

Hallo Freunde! Ois Leiwand do herunten? Na mir
geht's pipifein! Seit i tot bin, i sog's Eich, ich
bin berühmt, zwa Musikals ham's g'schrieb'n.

Es war 1985 und es war in Wien,
ich war die Nummer eins, die ich heut' wieder bin.
Ich war so exaltiert, genau das war mein Flair.
Doch in Österreich muss ma sterb'n, weil do is ma wieder wer!

Na, rockt's mi, wann's kennt's!

Heut bin ich Superstar und bin so populär,
das wär' mir nie passiert, wann ich nicht g'storb'n wär.
Früher hams auf mich g'schissen,
die Presse mich zerissen.
Die Plattenfirma sagt: Man muss wissen, man muss wissen,
wann man geh'n muss...

Ciao, baba, nur a toter Musiker
is a guada bei uns in Österreich!

Credits

Text: Thomas Spitzer
Sänger: Klaus Eberhartinger
Produzent: Werner Zettinig, Kurt Keinrath

Siehe auch

Hintergrundinformationen der Publikation: „100 Jahre EAV live!“

Liedteile und Zitate

Dieses Lied enthält Zitate oder Textstellen der folgenden Lieder:

Publikationen

Diese Produktion ist auf folgenden Publikationen erschienen:

Varianten

Folgende Varianten dieses Liedes existieren:

Live

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